Verleihung des DAAD-Preises und der Förderpreise des Vereins der Freunde der KHM bei der Begrüßung der Erstsemester und Eröffnung des neuen Studienjahres durch den Rektor Prof. Mathias Antlfinger.
Programm zur Begrüßung der Erstsemster
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Zu Jeesoo Hong und ihren künstlerischen Projekten
Jeesoo Hong arbeitet mit Sound und situativen Installationen im öffentlichen Raum, mit Skulpturen, die Betrachter*innen und ihre Körper aktivieren. Sie richtet ihr Augenmerk darauf, wie wir Grenzräume und Übergänge zwischen Natur- und urbanen Räumen wahrnehmen, wie wir hören und unter welchen Bedingungen. So hat sich die Künstlerin in verschiedenen Soundinstallationen und Audiowalks mit dem Medium Wasser auseinandergesetzt, dabei auch die Perspektive nicht-menschlichen Hörens miteinbezogen.
In Streaming von 2018 war ihre Soundinstallation direkt am Rhein zu erleben, bei der sich eine Gedichtlesung mit den Unterwassersounds von Booten, Seevögeln zu einer eigenen Souncscape für jede*n Besucher*in verband und das Wasser zu einem Akteur werden ließ. Signals to Isolation, das in den Jahren 2018–20 in Bayern an einer Quelle um den Rechelkopf entstand, war ein Field recording, das entlang des Flusslaufs, aber auch in den Innenräumen häuslicher Wasserquellen entwickelt wurde, als Parcours, der vor Ort zu begehen und zu erklimmen war und später als Radiostück in der Pandemiezeit erschien. Mit Along the Wall (2022) hat sie zum Acht Brücken-Festival an der architektonisch markanten Lagerstätte für mobile Hochwasserschutzelemente einen Audiowalk installiert, bei dem Bojen zu einem Erinnerungsspeicher von Soundscapes des Rheins und Unterwasseraufnahmen von Fischen werden, die zwischen Fluss und Verkehrsinfrastruktur ungewohnte Perspektivverschiebungen erzeugen.
Dabei interessiert sich Jeesoo Hong für die taktilen und erfahrungsbasierten Interaktionen mit Material und Ort, aber auch für Alltagsgeräusche in Innen- und Außenräumen, bei denen Eingeübtes und Unerwartetes zusammentreffen. Etwa bei Tapping bridge (2022), wo eine Trichter-Besenskulptur auf der Brücke des Pumpwerks in Siegburg das individuelle Experimentieren mit Material und Geräusch, mit der eigenen Stimme und dem widerborstigen Streichen der Skulptur über die Oberflächen der Industriearchitektur ermöglichte. Sie untersucht, inwiefern taktile und akustische Impulse bei den Verwendungsweisen der Skulptur durch die Besucher*innen zusammenkommen. In Unsynced Parking Lot zum Rundgang 2022 an der KHM hatte sie auf dem Parkplatz im Hinterhof zwischen dem Hochschulgebäude und dem Kindergarten einen interaktiven und modellhaften Parcours aufgebaut, bei dem die Besucher*innen sich gleitenden und fluktuierenden Fahrzeugen ähnlich wischen den markanten Orten im Hof und den mit ihnen verbundenen Alltagsgeräuschen hin- und her bewegen konnten.
Jeesoo Hongs kollaborative Installationen sind oftmals mit architektonischen, urbanen und situativen Raumerfahrungen verbunden, die sowohl eigene Erinnerungen, als auch andere (tierliche) Lebensformen thematisieren. Durch subtile und atmosphärische Interventionen hinterfragen sie die Weise, wie unsere Körper kulturelle und architektonische Räume erfahren, mit welchen individuellen und gesellschaftlich formierten Strukturen sie konfrontiert sind. In Videoinstallationen, wie Apartment with dog hair & footsteps (2020) oder Passing through (2021) fordert Jeesoo Hong durch das Veranschaulichen von Intimität und Intensität menschlich-tierlicher, aber auch zwischenmenschlicher Beziehungen die Öffentlichkeit zur Auseinandersetzung mit den oftmals unsichtbaren und verdeckten Interaktionen, aber auch mit den kulturellen Kodierungen von Räumen heraus.
Prof. Lilian Haberer