Der prämierte Dokumentarfilm von Anja Dreschke und Michaela Schäuble entstand mit Unterstützung eines Fellowships an der KHM und läuft auf der 27. Ausgabe des NRW-Dokumentarfilmfestivals.
Anja Dreschke ist Medienanthropologin, Filmemacherin und Kuratorin und war 2018 Fellow an der KHM im Bereich der Kunst- und Medienwissenschaften bei Prof. Lilian Haberer. Ihre Interessen und Veröffentlichungen liegen im Bereich Theorie und Praxis der audiovisuellen Medien an der Schnittstelle von experimenteller Ethnografie, dokumentarischen Formen und künstlerischer Forschung. Auf der Basis ethnografischer Forschungen realisiert sie Filme, Fotoessays, Videoinstallationen, Ausstellungen und multimodale Publikationen. Als Kuratorin arbeitet sie im Bereich von Ethnologie, Medien, Film und Kunst für Filmfestivals, Museen und andere Kulturinstitutionen. Sie unterrichtet audiovisuelle Anthropologie und Medienethnografie an Universitäten, Film- und Kunsthochschulen. Derzeit ist sie Vertretungsprofessorin für Medienethnologie und Methodeninnovation an der Universität Siegen. Den essayistische Dokumentarfilm ’Tarantism Revisited’ realisierte sie mit der Medienanthropologin und Filmemacherin Michaela Schäuble.
Zum Film: TARANTISM REVISITED
Apulien, 1959: Frauen in weißen Kleidern tanzen ekstatisch in einer kleinen Kapelle. Sie springen, drehen sich im Kreis, wälzen sich auf dem Boden, einige klettern sogar auf den Altar. Es heißt, sie litten unter einem giftigen Spinnenbiss und deswegen müssten sie den Heiligen Paulus um Heilung anflehen. Bilder dieser Tanzwut, die einen rituellen Exorzismus mit Musik erfordert, inspirierten italienische Anthropolog*innen zu mehreren Reisen nach Süditalien. In Begleitung von Filmemacher*innen und Fotograf*innen begannen sie, das Phänomen namens Tarantismus zu erforschen. TARANTISM REVISITED folgt den umfangreichen archivarischen Spuren dieser Forschungsreisen. Gerahmt wird diese filmische Suche durch den einzigartigen Briefwechsel zwischen der Anthropologin Annabella Rossi und Michela Margiotta alias Anna, einer "tarantata".
Durch die Verflechtung von Bildern und Stimmen aus der Vergangenheit mit der Gegenwart befragt der essayistische Dokumentarfilm die komplexe Geschichte und die vielfältigen Formen, in denen der Tarantismus bis heute fortlebt. Der Film basiert auf einer mehrjährigen ethnografischen Feldforschung und ist Teil des Forschungsprojektes Tarantism Revisted.
Der Film wurde beim DOK Leipzig mit der Goldenen Taube für den besten langen Dokumentarfilm im deutschen Wettbewerb ausgezeichnet uns ist aktuell für den Preis der deutschen Filmkritik 2024 als bester Dokumentarfilm nominiert.
TARANTISM REVISITED
Deutschland/Schweiz 2024, 105 min.
Buch, Regie: Anja Dreschke, Michaela Schäuble
Sprecherinnen: Birgit Minichmayr (dt. Version), Luciana Caglioti (it. Version)
Kamera, Montage: Anja Dreschke
Archivrecherche, zusätzliche Kamera: Michaela Schäuble
Musik, Field Recording, Sonifikation: Carlo Peters
Colour Grading: Fabiana Cardalda
Produzentinnen: Anja Dreschke, Michaela Schäuble
Produktion: EMB - Ethnographic Mediaspace Bern, Petit à Petit Cologne
Gefördert von: Schweizerischer Nationalfonds, Film- und Medienstiftung NRW, Kunsthochschule für Medien Köln
Universität Bern, Burgergemeinde Bern