Im Kioskgespräch #6 spricht Valeria Fahrenkrog mit den KHM-Absolventinnen Suse Itzel und Jennifer de Negri [OHNE PRONOMEN] über Lesungen in einem opulenten Bühnenbild, über Kulturförderung, Gemeinschaft und queeres Erzählen.
El Kiosco ist eine künstlerische Arbeit von Valeria Fahrenkrog (*1980 Asunción/Paraguay; lebt in Köln) in Kolumba. Sie entstand in Anlehnung an Kioske aus Santiago de Chile. Als die freie und gedruckte Presse noch vielfältiger war, waren diese funktionalen Architekturen im öffentlichen Stadtraum lebendige Treffpunkte, an denen Zeitungen und Artikel für den täglichen Konsum ausgestellt und erworben sowie Neuigkeiten ausgetauscht wurden. Es waren Orte der flüchtigen Zuneigung, wo drei Sätze gewechselt und die Vorteile von dörflichen Strukturen der Fürsorge in die Großstadt getragen wurden. Diese Momente des Sozialen transferiert Valeria Fahrenkrog in den öffentlichen Raum des Museums.
Die Bespielung des Kiosks wird sich mit jeder Veranstaltung verändern. Im besten Fall wird El Kiosco zu einer Art solidarischer Skulptur, wo verschiedene Produktions- und Arbeitsweisen vorgestellt und Fragen nach einer ressourcenschonenden künstlerischen Praxis aufgeworfen werden.
Suse Itzel ist bildende Künstlerin und Autorin. In ihren autobiographischen Arbeiten setzt sie sich mit sexuellem Kindesmissbrauch und den Folgen von Traumata auseinander. Sie studierte von 2021 bis 2024 an der KHM.
Itzels Videoarbeiten und raumgreifende Installationen waren u.a. im Japanischen Kulturinstitut in Köln, im Gerhard-Marcks-Haus in Bremen, im Kunsthaus Hamburg, in der Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg, im Ludwig Form in Aachen, im Periscope in Salzburg oder in der Kunsthalle Wilhelmshaven zu sehen. Sie erhielt Stipendien in Hamburg, Graz, Salzburg und Wien. Sie war Stipendiatin auf Schloss Plüschow, bei der Roger Willemsen Stiftung, im Künstlerhaus Ahrenshoop und zuletzt beim Center for Literature in Münster.
Jennifer de Negri macht gerade mit der Arbeit LA LUNGA STRADA ihr Diplom an der KHM. Sie beschäftigt sich mit Fragen nach dem Wir: aus multiplen Perspektiven, spekulativ, non-linear, nach Vernetzung strebend – und als Verfahren, das sich aus Ausschlüssen herausschreibt. 2025 erschien ihr Lyrikband reise nach BABYlon in der Parasitenpresse, 2021 Triebe klimatischer Verhältnisse im Sukultur Verlag. Sie erhielt diverse Preise und Stipendien, u.a. das INITIAL Arbeitsstipendium der Akademie der Künste. Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist sie Co-Initiatorin der queer-feministischen Lesereihe [OHNE PRONOMEN], u.a. zu Gast im Museum Ludwig & Kolumba, und moderiert Literaturveranstaltungen, zum Beispiel für das Literaturhaus Köln.
[OHNE PRONOMEN / @ohne.pronomen] ist eine queer-feministische Lese- und Talkreihe, gegründet von Leonie Hoh, Suse Itzel und Jennifer de Negri. Neue und bisher noch weniger bekannte Stimmen kommen zu Wort – ohne Gattungsbeschränkung. Die Plattform macht einem breiteren Publikum sichtbar, in welcher literarischen Qualität queer-feministische Inhalte behandelt werden. Bei den Veranstaltungen, die seit 2023 regelmäßig vor allem im Freien Werkstatt Theater in Köln stattfinden, lesen jeweils drei Autor*innen. Neben kurzen Textgesprächen wird bei jeder Ausgabe ein literarischer Klassiker durch den queer-feministischen Fleischwolf gedreht.