Thinking Social Robots Otherwise

Soziale Roboter sind ein fester Bestandteil unserer sozialen Lebenswelt geworden. Sei es in Form von teilautonomen Industrierobotern in der Fertigungs-, Agrar- und Forstwirtschaft oder mit künstlichen Emotionen, Tast- und Feinsinn ausgestatteten Spielzeug-, Pflege-, Lern- und Sexrobotern im Bereich der Privatsphäre, Altenpflege, Kindererziehung oder Bildung. Sie begegnen uns weltweit in unterschiedlichen kulturellen Kontexten und in immer mehr verschiedenen Größen und Gestalten, die zuweilen weniger an Menschen als vielmehr an Tiere oder gar Cartoons erinnern. Neben Hardwarerobotern, etwa in Form von Service-, Sicherheits- und Kampfrobotern in der Kriegsindustrie werden inzwischen auch Softwaresysteme wie etwa Chatbots zu den sozialen Robotern gezählt.

Diese Entwicklungen stellen uns vor weitreichende Fragestellungen. Wie verändert die Mensch-Roboter-Interaktion unsere Kommunikation und unser Verhalten? Welche Folgen für unsere Wert- und Normvorstellungen ergeben sich daraus? Was bedeutet diese Hybridisierung von Sozialität für das Selbstverständnis des Menschen? Welche Theorien können uns diesen radikalen Wandel erklären? Fragen dieser Art betreffen im Kern eine tiefgreifende sozio-technische Neukonfiguration planetarer Gesellschaftlichkeit auf die konventionelle Theorien der Globalisierung und Digitalisierung bisher jedenfalls nur unzureichende Erklärungen gefunden haben.

Im Seminar wollen wir aus einer experimentell orientierten künstlerisch-wissenschaftlichen Perspektive spekulative Fabulationen auf diese Zukunftsfragen entwickeln. Dabei wird es zunächst darum gehen, grundsätzlich ein Verständnis dafür zu erarbeiten, wer oder was eigentlich soziale Roboter sind. Sind sie zum Beispiel bloß technisch komplexe Sachen, sozio-technische Assemblagen oder doch eigenständige Subjekte? Zudem wollen wir klären, ob und wie wir das Handeln sozialer Roboter qualifizieren können. Neben Fragen zu den radikalen Auswirkungen auf die Kunst- und Arbeitswelt, die Ungleichheit und der Konzentration von Einkommen und Macht, stehen alternative Visionen einer transformativen Ethik der Roboter im Zentrum der Diskussion.

Literatur: Zu Beginn des SoSe 2023 wird ein Reader zur Verfügung stehen.

Auf Grund der hohen Resonanz und auf Wunsch der Studierenden dient die Lehrveranstaltung zur Fortführung und Vertiefung des Seminars „Social Robots“, das im WS 2021/2022 gehalten wurde.