Found Footage spielt als Ausgangsmaterial in Manuel Bodens Arbeiten oftmals eine zentrale Rolle. In seiner Videoarbeit „Spoiler“ (2020, 5:14 Min., Musik: AIRCHINA) montierte er gefundenes Material von Modellhubschraubern zu einem gleichermaßen unheimlichen wie humorvollen Spionagethriller mit militaristischenund dystopischen Anklängen. Das Ausgangsmaterial stammt offensichtlich von Modellhubschrauberpilot*innen, die stolz ihre Flugkünste im Internet vorführen und bei ihren Manövern
ungewollt Einblicke in private Räume und Lebensumstände gewähren.

Für seinen Experimentalfilm „Revue“ (2021, Found Footage, ca. 16 Min.) sammelte Manuel Boden hunderte von Clips im Netz, eine Sammlung von Sammlungen. Die meist mit Smartphones aufgezeichneten digitalen Videos handeln vom Bildermachen, Bildersammeln und Bilderzeigen in der langsam zu Ende gehenden Epoche des Analogfilms. Mal werden die technischen Funktionen des Diaprojektors vorgeführt, mal die eigene oder gefundene fremde Sammlung von Diapositiven kommentiert. Im rhythmischen Klicken der Apparaturen wechseln Urlaubs- und Familienaufnahmen sich ab mit Leerbildern, deren weiße Lichtfenster immer wieder unverhofft den Blick auf private Details freigeben. In der Aneinanderreihung wiederkehrender, teilweise klischeehafter Motive entstehen neue narrative Verknüpfungen, Bildreihen und Cluster. Wodurch entsteht Bedeutung?

Im Aulakino der KHM ist der in HD transferierte Experimentalfilm "Ohne Titel (Trail)" (2020, Super8 transferiert in HD, 13:52 Min., ohne Ton) installiert, der überwiegend in der "cut-in-camera"-Technik entstanden ist und ein verlassen anmutendes Gelände mit der Kamera buchstäblich abtastet.

Manuel Boden, geboren in Düsseldorf, von 2017 bis 2021 postgraduales Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln. info@manuelboden.com

Diplombetreuung: Prof. Matthias Müller, Prof. Dr. Lilian Haberer, Prof. Johannes Wohnseifer