Escapist Adventures – Glasmoog zu Gast im BBK: mit Martin Fengel, Philip Jaan, Steffi Lindner, Anna McCarthy, Peter Miller | 13.12.2012 bis 27.01.2013
KHM
Mit "Escapist Adventures" verlässt GLASMOOG seinen angestammten
Ausstellungsraum an der Kunsthochschule für Medien Köln und ist vom
13.12.2012 bis 27.01.2013 mit einer Ausstellung zu Gast im BBK – Kunst
im Stapelhaus. Die Ausstellung zeigt Werke von Martin Fengel, Philip
Jaan, Steffi Lindner, Anna McCarthy und Peter Miller.
13. Dezember 2012 bis 21. Januar 2013
BBK – Kunst im Stapelhaus
Köln
Escapist Adventures – Glasmoog zu Gast im BBK: mit Martin Fengel, Philip Jaan, Steffi Lindner, Anna McCarthy, Peter Miller
Glasmoog zu Gast im BBK präsentiert:
Escapist Adventures:
Martin Fengel
Philip Jaan
Steffi Lindner
Anna McCarthy
Peter Miller
13. Dezember 2012 bis 27. Januar 2013
Samstag, 12. Januar, 12 Uhr:
Möglichkeit zur Entfernung von Liebesschlössern
Treffpunkt
im BBK - Kunst im Stapelhaus, Frankenwerft 35 (Eingang Mauthgasse), und
gemeinsamer Spazierung zur Hohenzollernbrücke mit Trennungswilligen,
Scheidungsanwältin und Schlosser.
Mitzubringen sind überzeugende Beweise zur Identifizierung des Schlosses sowie beide Partner.
Kunst im Stapelhaus
Kulturwerk des BBK Köln e.V.
Frankenwerft 35 (Eingang Mauthgasse), 50667 Köln
Tel. 0221 / 2 58 21 13
Mo–Fr 10–13 und 14–17 Uhr, Di –19 Uhr
Zwischen Weihnachten und Neujahr vom 22.12.2012 bis 01.01.2013 geschlossen.
BBK - Kunst im Stapelhaus
„Forget
about what you are escaping from … Reserve your anxiety for what you are
escaping to.“ gibt einer der Protagonisten in Michael Chabons Roman The Amazing Adventures of Kavalier & Clay
(2000) zu Bedenken. Und die Sorge ist berechtigt, denn die
Fluchtbewegung hat immer zwei Seiten und das Entkommen führt oft ins
Ungewisse. Die spektakulären Tricks großer Illusionisten und Magiere,
die Gegenstände oder sogar Menschen zum Verschwinden bringen, leben alle
davon, dass demjenigen, der zu verschwinden hat, jeweils bekannt ist,
wohin „verschwunden“ werden soll, doch das Risiko ist groß, dass sich
das Ziel verändert hat. Diese gegenläufige Bewegung, die Sehnsucht aus
bekannten und vielleicht unerträglichen Zusammenhängen zu fliehen, ohne
Gewissheit, wohin es einen führt, immer aber mit der Projektion in die
Zukunft, dass es dort – und wenngleich nur für einen flüchtigen Moment –
besser sein möge, verbindet alles Flüchten – sei es der Houdinieske
Entfesselungstrick, der Ausbruch aus einem räumlichen Zwang, die
Realitätsflucht, die Metamorphose, aber auch ganz existenzielle
Fluchtbewegungen.
Die Installation "I wanna be my girlfriend"
(2011) von Steffi Lindner (lebt und arbeitet in Berlin) bildet hier eine
ganz subtile Herangehensweise. Die von Lindner entworfene Tür ist ein
sich selbst genügendes Objekt, das in sich den eigenen Verschluss und
die gleichzeitige Öffnung vereint.
Der US-amerikanische Künstler
Peter Miller (lebt und arbeitet z.Zt. in Paris), der sich in seinen
Arbeiten immer wieder mit magisch-anmutenden Tricks und Phänomenen vor
allem im kinematographischen Feld beschäftigt, nimmt die Entfesselung
ganz wörtlich und realisiert für die Ausstellung eine neue Arbeit:
Trennungswillige Paare, die sich per Liebesschloss an der
Hohenzollernbrücke miteinander verbunden hatten, können das Schloss am
12. Januar (Treffpunkt 12 Uhr im BBK) wieder entfernen lassen, ganz
offiziell begleitet von einer Scheidungsanwältin und einem Schlosser.
Eine Anzeige im Express hat am 12. Dezember dazu eingeladen. Hier wird
buchstäblich die Entfesselung geprobt, Schloss + Schlüsselsymbol
begleiten als Attribute die metafiktionale Comic-Figur „The Escapist“,
die aus Michael Chabons Roman heraus ein Eigenleben entwickelt hat und
deren Abenteuer inzwischen eine eigene sechsteilige Comic-Reihe
bevölkern. Peter Millers Schlösser sind hingegen sehr bodenständig, doch
wer weiß schon, wie viele Heldinnen und Helden sich hinter den
Schlössern an der Hohenzollernbrücke verbergen, die darauf warten,
befreit zu werden.
Die Fotoserie "Puff, the Magic Dragon" (2012)
des Münchner Künstlers Martin Fengel, der zurzeit wöchentlich mit
Zeichnungen und Illustrationen im ZEIT Magazin präsent ist, knüpft
ebenfalls an Horror- und Fantasy-Comics an. Scheinbar abseits der
Zivilisation angesiedelt, zeigen seine Fotografien Motive, die sich fast
magisch zu einem gemeinsamen Ort verbinden, zwischen Spiritualität und
verblichenem Hippie-Traum, skuriller Sekte oder Esoterikcamp. Die
Fotografien werden in einem begleitenden Text des Autors Georg M. Oswald
kongenial zu einer neuen Form der Realität verknüpft.
Horror hat
immer auch etwas mit unterdrückten Sehnsüchten zu tun, doch was
geschieht, wenn diese wirklich wahr werden? Philip Jaan inszeniert mit
seiner Rauminstallation ein ambivalentes Wechselspiel zwischen
romantischem Szenario und subtiler Bedrohung. Seine Installation ruft
Horror-Klassiker gleichermaßen in Erinnerung wie den Wirbelsturm aus
„Wizard of Oz“, der an der Kellertür rüttelt.
Ein gleichfalls
lakonisch-düsteres Szenario entsteht in der Rauminstallation „Maps are
always wrong never right“ (2012) der britische Künstlerin Anna McCarthy
und in dem in der Installation zentralen Video „Bored Rebels Going
Underground“ (2012). In ihrer Einzelausstellung in Glasmoog im März und
April diesen Jahres waren drei Porträts dieser Bored Rebels zu sehen,
die sich eher gelangweilt, pseudoaktionistisch und mit stereotypen
revolutionären Gesten durch den Alltag schlagen – und wie aus der Zeit
gefallene, etwas antiquiert wirkende Helden vergangener, revolutionärer
Tage wirken. In ihrer aktuellen Arbeit im BBK geht es gleich um eine
ganze Gruppe, die sich in den Untergrund flüchten, auch wenn die Karte,
wie so richtig im Werktitel festgehalten wird, niemals „richtig sind“.
Und ebenso wie die Flucht einen immer nur von den einen Verhältnissen in
die anderen führt, führt einen auch die beste Karte niemals an das
eigentliche Ziel.