Freitag, 30. Oktober 2015, 20 Uhr
Frédérique Franke (Musikerin, Brüssel)
»Live + proposition sonore«
Freitag, 06. November 2015, 20 Uhr
Olaf Karnik (Musikjournalist und Autor, Köln)
»Hauntology Revisited«
Freitag, 13. November 2015, 20 Uhr
Christophe Berhault (Künstler, Berlin/Paris)
»25.000 Paintings«
Freitag, 20. November 2015, 20 Uhr
Isabell Spengler (Filmemacherin, Berlin)
Two Days at the Falls«
Weitere Öffnungszeiten: jeweils samstags, 14 bis 18 Uhr
GLASMOOG
Raum für Kunst und Diskurs
Kunsthochschule für Medien Köln
Filzengraben 2
50676 Köln
Am 6. Dezember kommentiert der Autor und Musikjournalist Olaf Karnik in „Hauntology Revisited“ seinen eigenen Radiobeitrag von 2010 zum Thema »Hauntology« und legt anschließend Platten auf. Hauntology meint weniger ein Genre oder einen Stil als ein spezielles Konzept – und zählte vor ein paar Jahren zu den nachhaltigsten musikästhetischen Diskursen in Großbritannien. Wie von Jacques Derrida in seinem Buch „Marx’ Gespenster“ am Beispiel von Karl Marx veranschaulicht, lässt sich unsere Existenz am Anfang des 21. Jahrhunderts als eine durch das Heraufbeschwören von Geistern der Vergangenheit geprägte verstehen. Derridas Hauntology-Konzept wurde von Autoren wie Mark Fisher oder Simon Reynolds aufgegriffen, als Werkzeug gegen eine im „Nostalgie-Modus“ (Frederic Jameson) erstarrte Postmoderne konzipiert und auf eine Musik-Ästhetik bezogen, die im retrofuturistischen Sound Design des Ghost Box-Labels, in den nostalgischen Ambient Drones von Leyland Kirby (aka The Caretaker) oder den Dubstep-Balladen von Burial aufscheint. Dabei ging es nicht um Nachahmung, sondern um Wiederaufbereitung und Neukontextualisierung von Sounds, Spielweisen und Produktionsmethoden, die als radikale ästhetische Verfahren der Moderne immer auch an (häufig unrealisierte) emanzipatorische soziale und politische Projekte geknüpft waren.
Christophe Berhault präsentiert am 13. November die Videoinstallation
»25.000 Paintings«. Die Bildersammlung »25.000 Paintings« besteht aus
einer Auswahl von 25.000 Aufnahmen aus privaten Familienalben und
Fotoarchiven, die Berhault auf Flohmärkten und in Antiquitätengeschäften
in Berlin gefunden hat. Die als Endlosschleife gezeigte Bildabfolge
umspannt ein ganzes Jahrhundert, den Zeitraum von 1890 bis 1995, und
würde – wollte man alle Bilder sehen – insgesamt drei Tage und Nächte in
Anspruch nehmen. Die von Berhault aus abertausenden Abzügen
ausgewählten, abfotografierten und so vor dem Vergessen bewahrten Bilder
verknüpfen auf hypnotische Weise persönliche mit historischen
Ereignissen: Aufnahmen von Festen, Geburtstagsfeiern, Liebesgeschichten
oder Urlaubsreisen treffen auf Bilder von Kriegen und anderen Tragödien,
von der Teilung eines Landes und seiner Wiedervereinigung.
Zum
Abschluss am 20. November ist die 2-Kanal-Videoinstallation »Two Days at
the Falls« der Filmemacherin Isabell Spengler zu sehen. »Two Days at
the Falls« zeigt zwei 360-Grad-Schwenks über die Niagarafälle: die eine
Aufnahme entstand direkt vor Ort, die andere in einem dreidimensionalen
Modell, das die Künstlerin in ihrem Berliner Atelier vorab gebaut hatte.
Das Modell verkörpert die Vorstellung der Künstlerin von dem ihr aus
Abbildungen, Texten, Filmen und durch digitale Repliken bekannten Ort –
eine Destillation von Ideen und Zuschreibungen, skulptural umgesetzt
mithilfe diverser kinetischer Maschinen. In der Gegenüberstellung der
zwei Projektionen spielt Spengler mit Konzepten der Antizipation, der
Imagination, von Zeit und Raum. »Two Days at the Falls« untersucht die
Schnittfläche von Wirklichkeit und Vorstellung, Pop-Kultur und privater
Wahrnehmung, Monumentalität und Alltag vor dem Hintergrund
zeitgenössischer »immersiver« Medientechnologien.
Im Werk der Künstlerin und Filmemacherin Lucile Desamory spielt das
Unheimliche und Unerklärbare eine zentrale Rolle. Es geht ihr dabei
nicht um die Bezugnahme auf eine andere Welt, auf ein Jenseits, sondern
um die Grenzen der Wahrnehmung, wie sie sich aus einer eindeutig
irdischen Perspektive darstellen. In ihrer Raum-Klanginstallation »Der
goldene Schlüssel« entwirft Desamory auf Einladung der
Veranstaltungsreihe »Die beste aller Welten« für GLASMOOG eine
gespenstisch anmutende Barsituation, die auf das Café »La clef d'or« in
Brüssel verweist. Eine Bar der Möglichkeiten und Begegnungen, des
Sichtbaren wie des Unsichtbaren.
Lucile Desamorys Werke wurden
international ausgestellt, u.a. in der Tate Modern, den Anthology Film
Archives, der Fondation Cartier, der Cinémathèque Royale de Belgique in
Brüssel, der Kunsthalle Zürich, dem WIELS Brüssel und dem Mu.ZEE
Oostende. In ihrer Arbeitsweise, die auch Dioramen, Filme und
Live-Performances einschließt, spielen Kollaborationen mit anderen
KünstlerInnen, wie Kevin Blechdom, Nicholas Bussmann, Luke Fowler,
Antonia Baehr oder Lucy McKenzie, eine zentale Rolle.
Die
Einladung an Lucile Desamory für GLASMOOG einen experimentellen Barraum
zu entwerfen, setzt die 2014 mit der »Schäferstunde« der Architektin und
Künstlerin Marie-Céline Schäfer im Matjö – Raum für Kunst, Köln,
begonnene Veranstaltungsreihe der »besten aller Welten« fort.
Ein
Projekt von Die beste aller Welten e.V. und GLASMOOG / Kunsthochschule
für Medien Köln. Gefördert von der Rhein Energie Stiftung Kultur und dem
Kulturamt der Stadt Köln.