Künstlerinnen und Künstler:
Viktor Brim, Pauline Fabry, Alexander Pascal Forré, Tim Gorinski, Andy Kassier, Thomas Reul, Charlotte Triebus,
Josef Zky
Überdimensionierte Werbebanner, interaktive Research Devices einer Fake- Software-Firma, auf Berührung reagierende Performances, Videoinstallationen auf dem Schiedsrichterturm und den Pferdeboxen oder Trance Labs zur Erweiterung des Bewusstseins: Mit ihrer Kooperation setzen das Open Source Festival und die KHM wieder spannende Reizpunkte auf dem Festivalgelände und zeigen, wie aktuelle Popkultur Spartengrenzen überschreitet, und dass Musik und Kunst in engem Zusammenspiel neue Möglichkeitsräume aufmachen können.
Unter dem Titel „about:blank_under construction“ ist die KHM bereits zum achten Mal während des Open Source Festivals vertreten. Acht Arbeiten von jungen Künstlerinnen und Künstlern, die im Seminar von Mischa Kuball (Professor für Public Art / Öffentlicher Raum) entstanden sind, gehen auf den Ort des Festivals sowie dessen musikalischen und popkulturellen Kontext ein. Dabei stellen sich die künstlerischen Interventionen nicht nur der Herausforderung des speziellen Ortes, der Rennbahn, sondern müssen auch mit der ungewöhnlichen Situation von mehreren Tausend Besuchern, drei Bühnen mit vollem Programm sowie den Präsentationen der lokalen Kreativwirtschaft auf den Open Squares umgehen. Zwischen Irritation, Herausforderung der eigenen Wahrnehmung und Interaktion wirken die einzelnen Arbeiten auf das Festival ein, welches dem Besucher durch seine Fusion unterschiedlicher Kunstrichtungen einmal mehr eine genreübergreifende und scheuklappenbefreite Erfahrung bietet.
So erforscht Pauline Fabry in so genannten Trance Labs das Unterbewusste und
Universelle. In ihren "HypnoHenKaiPan Sessions" begibt sie sich gemeinsam mit den
Besuchern in kontemplative Trance. Über das gesamte Gelände dehnen sich dann
Zitate aus solchen Trance Sessions aus, und immer wieder wird der Zwischenraum
der Carhartt-Bühne und Young Talent Stage interveniert mit Stimmen aus der
Trance.
Die Videoinstallation "I'm having fun while other folks are grinding" – to side with
someone von Tim Gorinski beschäftigt sich mit der oft im politischen Kontext
benutzten Idee der klaren Seiten, auf welche man sich schlägt, oder der man bereits
ohne Zutun angehören soll und stellt sich der durchaus nicht kleinen
Herausforderung, auf einem Festival inmitten von auditiven Reizen eben genau
solche zu setzen.
Josef Zky setzt mit "ZKYbertron 1000" eine experimentelle Schnittstelle zwischen Ort,
Festivalprogramm und BesucherIn, an der gemeinsam an einem visuellen Code des
Festivals aktiv mitgeschrieben werden kann. Dabei sind Wechselbeziehungen
zwischen kreativem Freiraum und wirtschaftlicher Ausbeutung ebenso Thema wie die
Zusammenhänge verschiedener Schrift- und Bildsysteme.
In der Videoinstallation "Bodenlos" von Thomas Reul, die auf den zentral
angesteuerten und synchron geschalteten Wettmonitoren, die über das Gelände
verstreut installiert sind sowie einer Projektion auf den Fenstern des
Schiedsrichterturms ist ein 3D-Charakter zu sehen, der sich im ständigen Fall
befindet und die Wahrnehmung von Bewegung durch fehlende Referenzpunkte
herausfordert.
Mit der Arbeit "I Have Found Seriousness Inside Of Me (2017)" zeigt Charlotte Triebus einen weiteren Teil einer Serie von Performances, die Strukturen von Berührung erforschen und diese mithilfe von multimedialen Visualisierungstechniken in eine performative Installation übertragen. Die Licht- und Soundinstallation visualisiert Berührungen und deren Intensität in einer 20-minütigen Performance mit zwei Akteuren und nimmt damit direkten Bezug zur Masse der Festivalbesucher.
Andy Kassier fordert mit seiner Arbeit "It’s all about storytelling" in Form des wohl
größten und überproportioniertesten Werbebanners auf dem Festival nicht nur die
Wahrnehmung der Betrachter heraus, sondern begibt sich mitten in den
Kommerzialisierungskontext, ohne den keine Kulturveranstaltung mehr existieren
könnte.
Viktor Brim zeigt eine Videoinstallation, die sich mit rund um die Uhr operierenden
Mechanismen von Apparaturen auseinandersetzt und sich zusammen zu einer
dynamischen Echtzeitskulptur entwickelt. Dabei wird die Dichte maschineller
Bewegungen, Abläufe, Prozesse und Vorgänge in der Landschaft gezeigt und
referiert auf eine globale Zeitlichkeit hin, die sich in den Formen urbaner
Fragmentierung verliert.
Alexander Pascal Forré untersucht und hinterfragt in seiner Praxis für Performance
eben diese Kunstpraxis und verortet diese in der Situation auf dem Open Source
Festival zusätzlich neu. Zwischen Musik und Freizeit ist die Arbeit eine Erweiterung
oder eine Art Multiplikator der Sinne, in der sich der Besucher selbst als eben solcher
bzw. auch als Performer hinterfragt.