Die Russische Revolution ereignete sich 1917 in einem Land, das vom Ersten Weltkrieg schwer gezeichnet war, und die Auswirkungen des Ereignisses sollten die politische Landschaft des 20. Jahrhunderts prägen. Doch die Idee des Kommunismus war in Manchester – der ersten Industriestadt der Welt – entstanden, nicht im zaristischen Russland. Denn dort in Manchester lebte mehr als 20 Jahre Friedrich Engels, der gemeinsam mit seinem Freund Karl Marx die kommunistische Theorie entwickelte. Sein grundlegendes Werk Die Lage der arbeitenden Klasse in England ist eine brennende Anklageschrift gegen die rücksichtslose Ausbeutung im Frühkapitalismus, für die er auf eigene Beobachtungen in den Slums von Manchester zurückgreifen konnte, wo er Kinderarbeit, Umweltverschmutzung und die erniedrigenden Lebensumstände der Arbeiter sah.
Dieses Jahr kehrt Phil Collins mit seiner Deutschlandpremiere "Ceremony" zurück ans HAU. Im letzten Sommer brachte Phil Collins , vielfach ausgezeichneter Künstler, Engels zurück nach Manchester, indem er eine ausrangierte Statue aus der Sowjetzeit, die einst in der Ukraine stand, dauerhaft in das Stadtzentrum Manchesters verpflanzte. Ein Jahr lang arbeitete Collins mit örtlichen Organisationen, Aktivisten und Gemeinschaften zusammen, um Engels’ Bedeutung für das krisengeplagte Großbritannien und das Leben der Arbeiter heute nachzugehen. Collins erklärte zu „Ceremony“, es zeige die „Suche nach einer Engelsstatue und deren lange Reise, die alltäglichen Geschichten der Menschen von Manchester und die Willkommensfeier für die Statue“.
Die Einweihung der Statue lockte mehrere tausend Zuschauer an, die das Programm mit Kurzfilmen, Theater-Performances, Musik von Demdike Stare und Mica Levi und einer neuen, von Gruff Rhys komponierten Arbeiterhymne verfolgten, als Teil der sogenannten „Engels Exchange“, für die einen Tag lang der „im Privatbesitz befindliche öffentliche Raum“ in einen Ort des Gedankenaustausches, der gemeinschaftlichen Erfahrung und der von Engels geschätzten Freude verwandelt wurde.
Die BBC zeigte im Rahmen einer Programmreihe zum hundertjährigen Jubiläum der Russischen Revolution einen Film, der verschiedene Stränge des Projektes aufgriff. In einer für viele Menschen schweren Zeit beschreiben Engels’ Erkenntnisse beängstigend genau die heutige Lage. Umso dringlicher ist es, sich wieder an den Geist der Solidarität und der Würde zu erinnern, der das Herz von Engels’ Schaffen bildet.