„Brain reading“ und soziale Kontrolle als technologische und politische Felder.
Bitte anmelden unter: fabian.granzeuer@medienpolitik.eu
Der Begriff des Mediums wurde im 19. Jahrhundert populär, besonders im viktorianischen England, als in Séancen und schauträchtigen Veranstaltungen versucht wurde, mit den Verstorbenen zu kommunizieren oder Gegenstände mittels Bewusstseinskraft zu verrücken. Medien in diesem Sinne waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ganz lebendige Berühmtheiten, deren Rat mitunter auch von hochrangigen Politikern gesucht wurde. Während sich schon seinerzeit Wissenschaftler und Philosophen für dieses Phänomen interessierten, wurde das brain reading zunehmend technisch erprobt und instrumentalisiert – etwa mit dem Lügendetektor, EEGs und Wahrheitsdrogen zu kriminalistischen und geheimdienstlichen Zwecken.
Heute dominieren materielle Hirnforschung oder brain computer interfaces auf der einen, sowie die Versuche mit allen Spielarten von Big Data gleichsam externalisiert den kollektiven Bewusstseinsstrom zu decodieren, auf der anderen Seite. Erwartet werden erhebliche medizinische Fortschritte, aber auch die Bewusstseinskontrolle, bisher Summe aller Dystopien, rückt in die Nähe technologischer und biologischer Realisierbarkeit. Seit Beginn der 2000er Jahre hat eine verstärkte interdisziplinäre Kommunikation zwischen Neurowissenschaften, Informatik, Biologie, Philosophie und Psychologie eingesetzt.
Bei den Cologne Futures 18 am 2. Oktober 2018 sollen die historischen, technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen dieses Themenfeldes analysiert werden.
Die Cologne Futures finden jährlich während des Film Festival Cologne statt.
Zu Gast waren bisher Nick Bostrom, Kevin Kelly, George Dyson, Susan Blackmore, Frank Rieger, Kathrin Passig, Holm Friebe, Tim Wu u.a.
Programm
10:00 Uhr
Lutz Hachmeister (IfM), Matthias Kremin (WDR), Reza Moussavian (Telekom AG): Begrüßung
10:15 Uhr
Gert Scobel: Einführung
10.30 Uhr
Wolfgang Hagen (Leuphana Universität Lüneburg): „Von der Übertragung der Gedanken zum Brain Computing - eine kurze Geschichte der Steuerung des Denkens“ (anschließend Diskussion)
11:30 Uhr Kaffeepause
12:00 Uhr
Melissa Littlefield (University of Illinois): „The Neuroscienti c Turn revisited“ (anschließend Diskussion)
13:00 Uhr Mittagspause
14.15 Uhr
Stephan Schleim (Universität Groningen):
„Mensch in Körper und Gesellschaft: Was heißt Freiheit?“ (anschließend Diskussion)
15:15 Uhr Kaffeepause
15:45 Uhr
Michael Pauen (Humboldt Universität Berlin): „Die Natur des Geistes“ (anschließend Diskussion)
16.45 Uhr
Gert Scobel und Lutz Hachmeister: Resumée
Gegen 17:15 Uhr
Ende der Veranstaltung
Eine Veranstaltung des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik IfM in Kooperation mit KHM.
Mit der freundlichen Unterstützung von Telekom, Stadt Köln, Deutschlandfunk Nova, MK, WDR und Film Festival Cologne.