Ausstellung zum Chargesheimer-Stipendium 2019 bis 21. Dezember 2019 in der Kölner artothek.
Der KHM-Student Florian Dedek erhielt das mit 10.000 Euro dotierte Förderstipendium für Medienkunst.
Anlässlich seiner Auszeichnung zeigen er und Laura Engelhardt in der artothek - Raum für junge Kunst - die Videoinstallation "Das Schloss", die auf dem geichnamigen Romanfragment von Franz Kafka basiert.
Der Roman "Das Schloß" handelt von dem fiktiven Hauptcharakter K., der während eines fortwährenden Schneesturms vergeblich in ein Schloss zu gelangen versucht, tatsächlich aber über das Dorf am Schlossberg nicht hinaus kommt.
Die Videoinstallation wurde aus dem 16mm Experimentalfilm entwickelt, den Laura Engelhardt und Florian Dedek im Jahr 2019 in Israel und Palästina drehten und der im Jahr 2020 fertiggestellt wird. Der Film arbeitet mit einer topografischen Verschiebung des Romans. Für die Videoinstallation wird die arabische und die hebräische Übersetzung des Romans verwendet.
Die außergewöhnliche Verbindung von persönlicher und politischer Geschichte spielte auch in früheren Arbeiten von Florian Dedek eine wichtige Rolle. Für das Projekt „Das Schloss“ entschieden sich Engelhardt und Dedek für die experimentelle Bearbeitung eines literarischen Textes, den Franz Kafka 1922 zu schreiben begann und dessen Originalmanuskript 1939 von Max Brod nach Palästina gebracht wurde.
Das Grußwort bei der Ausstellungseröffnung spricht Susanne Laugwitz-Aulbach, Beigeordnete für Kunst und Kultur der Stadt Köln Köln.
Florian Dedek (*1984 in Duisburg) studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Astrid Klein, Beatrice von Bismarck und Clemens von Wedemeyer und erhielt sein Diplom mit Auszeichnung. Anschließend folgte ein postgraduales Studium an der KHM (Diplom 2), das er 2019 abschloss. Er lebt in Köln und Leipzig. Zuletzt erhielt Florian Dedek den Förderpreis der Stadt Dortmund für junge Künstler*innen.
Laura Engelhardt (*1988 in Bremen) studierte Architektur und Kunst in London, Stuttgart und Berlin. Momentan absolviert sie das postgraduale Studium Mediale Künste an der KHM (Diplom 2). Sie lebt und arbeitet als Filmemacherin und Künstlerin in Berlin und Köln.
Die Jurybegründung für das diesjährige Förderstipendium lautet: "Die außergewöhnliche Verbindung von persönlicher und politischer Geschichte ist die Basis für Dedeks Filme, von denen besonders "Dann muss es ja ein was weiss ich was Gutes geben" von 2016 eine überzeugende und verstörende künstlerische Kraft hat. In diesem Film betrachtet Dedek die jüngere deutsche Geschichte über die Erfahrungen seiner Eltern als RAF-Sympathisanten, die in den Jahren seiner Kindheit 8 Jahre im Gefängnis gesessen haben – unschuldig wie im Laufe des Films klar wird. Sprachmächtige und sprachlose Erinnerungen, Überzeugungen, Analysen und Lieder, die vom gestern und von heute berichten, folgen weniger einem dokumentarischen, sondern einem sehr künstlerischen Ansatz, indem die Unentschiedenheit für eine Erzählform zur großen Qualität gerät. Harte und romantische Szenen, sachlich-distanzierte und intime Bilder und Töne wechseln sich ab. Fotos, die wir so ähnlich aus unserem eigenen Fotoalbum kennen, werden schnell übereinander geschnitten, als Anker der Erinnerung benutzt und zugleich infrage gestellt, z.B. wenn berichtet wird, dass eine Zeugin im Prozess die Mutter auf einem Foto erkannt habe. Fakt und Fiktion, Fotos und Filme, unsere und Dedeks mediale Lebensspuren verschwimmen in diesem thematisch nur auf den ersten Blick enggeführten, tatsächlich aber breit ausfächernden Werk (...)." (Rita Kersting)
Die Preisverleihung zum Chargesheimer-Stipendum fand am 12. Juli 2019 statt. Das Förderstipendium der Stadt Köln für Medienkunst, benannt nach dem Kölner Fotografen Chargesheimer (1924–1972), ist mit 10.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung in der Kölner artothek verbunden. Es wird jährlich vergeben.