Zur Kritik kenianischer Sammlungen in westlichen Museen. Unter Beteiligung von Sam Hopkins (Künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter und Künstler) und Simon Rittmeier (KHM-Absolvent).
In den fast 70 Jahren unter britischer Kolonialherrschaft (1895 bis 1963) verloren als Folge der kolonialen Unterdrückung und des dagegen geleisteten Widerstands nicht nur unzählige Kenianer*innen ihr Leben, es wurden auch tausende von historischen kenianischen Kultur- und Kunstgegenständen in dieser Zeit außer Landes gebracht, um an Museen und Privatsammler*innen in ganz Europa und den USA verkauft zu werden.
Zehntausende historischer kenianische Objekte befinden sich seitdem in europäischen Museen. Was bedeutet ihr Fehlen für Kenia? Und was bedeutet ihre Anwesenheit für die europäischen und nordamerikanischen Museen, in denen sie sich heute befinden?
Antworten auf diese Fragen sucht seit 2018 das „International Inventories Programme" (IIP), ein internationales Forschungs- und Datenbankprojekt des Goethe-Instituts, das zunächst die historischen kenianischen kulturellen Objekten identifizierte, die sich in kulturellen Institutionen auf der ganzen Welt befinden.
Von Künstler*innen initiiert hat IIP eine Konstellation von Künstlerkollektiven und Museen aus Kenia, Frankreich und Deutschland zusammengebracht und ist bestrebt, afrikanische Perspektiven auf Restitution zu verbreiten, die im internationalen Diskurs selten vertreten sind. Entstanden ist eine intensive interdisziplinäre Kollaboration zwischen dem kenianischen Nationalmuseum in Nairobi, dem Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, dem Weltkulturen Museum in Frankfurt a.M. sowie den beiden Künstler*innenkollektiven „The Nest" und „SHIFT" und weiteren Partner*innen.
Simon Rittmeier (KHM-Absolvent), ebenfalls Teil des Kollektivs SHIFT, untersucht mit seiner Arbeit „Takeover“ (mit Richard Ojijo) sowie gemeinsam mit Sam Hopkins (KHM-Dozent und Künstler) in „Topography of Loss“ das Museum als sich im Prozess der Dekolonisierung befindende Institution.
Sam Hopkins und Marian Nur Goni vom internationalen „SHIFT" Kollektiv präsentieren in der Ausstellung unter anderem eine Soundinstallation zu den vielfältigen Geschichten der sogenannten „Man Eaters of Tsavo“. Den beiden legendären menschenfressenden Löwen war es um die Jahrhundertwende gelungen, die gesamte britische imperiale Maschinerie in Ostafrika zu blockieren. Heute sind die beiden ausgestopften Löwen in Chicago ausgestellt. Für viele Kenianer*innen zählen die beiden Löwen zu den National Treasures, die nach Kenia zurückgeführt werden müssen.
Beteiligte Künstler*innen und Wissenschaftler*innen:
Jim Chuchu, Julia Friedel, Njeri Gachihi, Frauke Gathof,
Clara Himmelheber, Sam Hopkins, Lydia Nafula, Leonie
Neumann, Njoki Ngumi, Marian Nur Goni, Philemon
Nyamanga, George Juma Ondeng’, Simon Rittmeier, mit
Unterstützung von Leonie Chima Emeka, Niklas Obermann und Jane Pauline Waithera.