Die Professorin für Literarisches Schreiben an der KHM liest aus ihrem neuen Gedichtband im Kölner Literaturhaus. Moderation: Theresia Prammer.
Monika Rinck erkundet in ihrem Gedichtband Höllenfahrt & Entenstaat (kookbooks) automobile Todesfahrten, Unterweltreisen und markante Jenseitstopographien.
Auf welche Geschwindigkeit lassen sich die beschleunigten Straßenprojekte noch bringen? Wie wird die Verkehrsführung in der Nachwelt sein? Sie entwirft einen Reigen des Trostes durch zerbrechliche Sachen und zeigt die Algen als die einzigen Begünstigten weltweiter Katastrophen. Ihre Gedichte sind eine Bestandsaufnahme des Irreparablen, eine Auseinandersetzung mit den Fragen, was es bedeutet, das Radio zu lieben, den freien Willen der anderen und den Wind.
Den Auftakt im Band bildet eine furiose Höllenfahrt auf deutschen Autobahnen. Immer entlang beschleunigter Straßenprojekte fädelt sich ein Jenseitsreisender mit seinem Verbrenner in den Berufsverkehr ein, durch den der Geist von Joseph Haydn rauscht. Er folgt einem Flüstern „von tief, tief unten, aus dem breiten Strom der Unterwelt“. Nebenbei verkompliziert eine Amöbe die Syntax, und eine Meta-Amöbe widerlegt die Verlusthypothese („Et jibt jezz keene Verluste!“). Einem müden Trucker erklingt ein betörendes Schlaflied, eine schöne Stimme aus dem Radio verspricht die Errichtung einer güldenen Treppe und Wünsche im Infinitiv, während die Utopie, die Ideen mit den Dingen zu vermählen, als trügerisch entlarvt wird. "Mein armer, müder Futurist, kipp einfach um."
Monka Rinck lehrt seit Sommersemester 2023 Literarisches Schreiben an der KHM.