Lesung und Gespräch mit den neuen künstlerisch-wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen im Studienschwerpunkt Literarisches Schreiben.
Auf ein Neues. Oder besser: zwei. Da sind zwei neue Gesichter für die Literatur an der KHM. Das eine gehört zu Mara Genschel. Ihre kürzlich unter dem Titel „Midlife-Prosa" erschienene Sammlung performativer Erzählungen enthält einen Vortrag, der angeblich eigens für die Studierenden der KHM konzipiert wurde. Überhaupt funktionieren ihre Texte in einem niemals luftleeren, bisweilen schmutzigen und immer „angewandten" Raum. Diese Methode hofft sie an der KHM weiter produktiv zu machen – am liebsten in Form von kollektiven Prozessen.
Der andere Neue heißt Juan S. Guse. Der macht seit Jahren zwei Sachen gleichzeitig, nämlich Soziologie und Literatur, und ein neues Buch ist das Ergebnis dieser Kreuzung: „Tausendmal so viel Geld wie jetzt“ handelt von jungen Männern, die mit Kryptowährungen reich geworden sind, handelt davon, was sie an den Versprechungen dieser Technologie angezogen hat und wie der Wunsch nach schnellem Geld zu einer Gesellschaft im Krisenmodus passt.
Im Gespräch mit Juliana Kálnay werden Mara Genschel und Juan S. Guse ihre aktuellen Bücher vorstellen, vor allem aber werden sie gemeinsam über die Lehre sowie ihre Erfahrungen und Pläne innerhalb und außerhalb der KHM sprechen.
Mara Genschel arbeitet als Schriftstellerin und Performerin an einem Literaturbegriff, der nicht nur das klassische "Buch" umfasst. Die Performativität ihrer Texte entfaltet sich sowohl in speziellen Publikationskonzepten (etwa ihrer 2012-2016 in Kleinstauflage erschienenen und heute nur noch ausleihbaren "Referenzfläche") als auch in der bewussten Begegnung mit dem Publikum. Sie war Gastdozentin am Institut für Sprachkunst an der Angewandten in Wien, an der Kunstuni Linz und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.
2024 hielt sie die Hildesheimer Poetikvorlesung. Neben vielen anderen Publikationen und interdisziplinären Arbeiten erschienen 2024 das Hörspiel "Utopische Dialoge" (SWR2) und "Midlife-Prosa" (Engeler Verlag).
Juan S. Guse ist Autor und Soziologe. Seine Romane "Lärm und Wälder" (2014) und "Miami Punk" (2019) erschienen bei S. Fischer. 2025 erscheint der Band "Tausendmal so viel Geld wie jetzt" als das Ergebnis einer jahrelangen Recherche in der Welt von Krypto-Männern. Für seine literarische Arbeit wurde er ausgezeichnet, zuletzt mit dem Aufenthaltsstipendium der Akademie Solitude.
Der Schwerpunkt seiner soziologischen Dissertation liegt auf der organisierten Bewertung von Menschen unter dem Vorzeichen der "Begabung". Er ist Mitglied der Jungen Akademie für Wissenschaft und Literatur in Mainz.