Die audiolectures basieren auf aufgearbeitetem Material, das aus verschiedenen Semesterzyklen stammt und Vorlesungen dokumentiert, die sich auf breiter Ebene mit der Geschichte der Künste im medialen Kontext auseinandersetzen. Inhaltlich stehen dabei kunst- und kulturgeschichtliche Bezüge im Mittelpunkt, die sich mit der europäischen wie außereuropäischen Geschichte von Architektur, Urbanität, Design, bildenden Künsten sowie mit Philosophie, Kultur- und Technikgeschichte und Alltagskulturen beschäftigen.
Das Besondere an dem generierten Audiomaterial ist, dass hier nicht vom Blatt abgelesen, sondern – auf der Basis von Notizen, Zitaten/ Textauszügen und Bildabfolgen – in freier Rede ›performt‹ wird. Dadurch bleibt die besondere Situation akademischer Lehre erhalten und wird in Form der audiolecture durch Redaktion und Synchronisation von gesprochenem Ton und visuellen Referenzen, also durch die Verschaltung von Diskurs und Bild, Stimme und visuellem Dokument für eine Nutzung im Netz (sowie auch schon auf CD-Rom und DVD) aufbereitet.
Die audiolectures zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf konzeptioneller Ebene stark mit inhaltlichen Fragestellungen korrespondieren: Überlegungen zu einer Kunstgeschichte im medialen Kontext werden nun selber in einem neuen medialen Kontext behandelt. Damit wird aktiv der generell relevanten Frage begegnet, wie Wissen sich im Zeitalter des Internet als Verbindung von Hermeneutik und Poesie, also in Einheit von objektivierbarer Argumentation und begleitender Inszenierung entwickeln lässt.
Die Entstehungsgeschichte der audiolectures – die zunächst gipfelte im ersten im Netz dokumentierten Zyklus –weist Besonderheiten auf, die hier festgehalten werden sollen. Die von Hans Ulrich Reck zunächst unsystematisch und eher kursorisch für einen eigenen Trainingszweck aufgenommenen Vorlesungen wurden nicht im Blick auf eine spätere Aufarbeitung, Dokumentation oder gar Veröffentlichung gehalten. Dies vollzog sich erst durch eine studentische Initiative, die eine weiterführende Nutzung und damals (2000/ 1) noch durchgängig neuartige Form der internet-Veröffentlichung erschloss und ermöglichte. In seiner Diplomarbeit (als Abschluss eines postgradualen Studiums an der Kunsthochschule für Medien Köln mit Vertiefung im Bereich Mediengestaltung) hat Markus Unterfinger im Jahre 2001 sowohl theoretisch als auch praktisch eine dezidierte Auseinandersetzung mit den von ihm erstmals digital aufgezeichneten Vorlesungen geleistet und eigens dafür das Projekt »PART« ins Leben gerufen, das für »partizipativer audio-visueller Wissensraum« steht. Darin eruiert er die Möglichkeit, den Vorlesungsraum dynamisch zu erweitern, mit neuen Einträgen und Kommentaren zu ergänzen und – im Sinne des Titels »PART« – im digitalen Raum einen partizipativen Wissensraum zu ermöglichen, also den teilhabenden Charakter der mündlichen Überlieferung zu erhalten. Zur Diplomarbeit von Markus Unterfinger gehörte neben einer ausgreifenden theoretischen Reflektion des Themas digital eingerichteter partizipativer Wissensräume sowie des Internet generell auch die Gestaltung/ der Entwurf/ das konzeptuelle Design eines audiolecture-Prototypen in Gestalt einer beispielhaften Einzel-Vorlesung. Man kann knapp sagen, dass gegen die hypertrophe Textmaschine Computer die Grundidee Unterfingers in enger Anlehnung an die Vorlesung (Stimme, Bilder, Kommentare) von Hans Ulrich Reck war: Radio mit Bildern.
Auch wenn dieses Modell mit der ersten audiolecture noch nicht in seiner ganzen Bandbreite realisiert, sondern zunächst zugunsten einer elementareren, auktorialen Präsentation zurückgestellt worden ist, sind mit den Arbeitsschritten aus »PART« bereits grundlegende Vorleistungen für die Entwicklung weiterer audiolectures getätigt.
Dass die praktische Fortführung dieser Ansätze fruchtbar sein kann, ist durch die Fortsetzung des Prototyps »PART« durch einen weiteren Studenten der KHM, Alexander Peterhänsel, erwiesen worden. Dieser hat in den Jahren 2002 und 2003 auf Basis der unter dem Titel »PART« zusammengefassten Vorkonzeptionen einen gesamten Vorlesungszyklus inhaltlich erfasst, neu gestaltet und den avancierten technologischen Entwicklungen angepasst. Dieser engagierten Initiative ist es zu verdanken, dass der erste audio-visuelle Vorlesungszyklus der Kunsthochschule für Medien Köln öffentlich im Internet verfügbar wurde und darüber hinaus als CD-Rom im kleinen Kreis erhältlich war und ist. Anschließend wurde das Projekt von Florian Kuhlmann, seinerzeit ebenfalls Student an der KHM, weitergeführt und um eine zweite, dritte und vierte Edition erweitert. Die Etablierung der audiolectures wurde also studentisch bzw. in enger Zusammenarbeit mit Studierenden geleistet.
Die Initiative der Studierenden ist an dieser Stelle deshalb so prominent hervorgehoben worden, weil sie den innovativen Charakter dieses Projektes belegt. Es ist intensiv durch die Arbeit an einer Kunst-Hochschule mit ausgewählten wissenschaftlichen Bereichen geprägt. Die Realisierung der audiolectures ist praktizierten Ideal akademischen Zusammenarbeitens geschuldet, das von der Grundvoraussetzung geprägt ist, dass Wissenschaft von der steten Interaktion von Lehrenden und Studierenden im Sinne explorierender Forschungsgemeinschaft lebt – eine Überzeugung, die von Humboldt bis Karl Jaspers' 'Idee der Universität' lebendig geblieben hat.
In Fall der audiolectures generierte die Lehre Hans Ulrich Recks und dessen Überlegungen zur Kunstgeschichte im medialen Kontext eine direkte studentische Reaktion in Form von Aneignung und praktischer Umsetzung, die selber neue mediale Kontexte antizipierte. Die hier präsentierten und auch die noch folgenden audiolectures knüpfen direkt an solch optimierte Lehr- und Lernsituation an. Sie greifen die Vision eines tatsächlich partizipativen Wissensraums im Internet auf und belegen, dass die Interaktion von Lehrenden und Studierenden sich nicht nur auf die theoretische Arbeit in den institutionalisierten Formen von Seminar und Vorlesung beschränken muss, sondern auch darüber hinaus in die Gesellschaft hinein wirken kann – zumindest für alle Engagierten und Interessierten, die wissen, dass Vernetzung nicht reicht, sondern Geduld, Konzentration und, es sei nicht verschwiegen, auch ein starkes und intensives Stück Einsamkeit, mithin mindestens temporär entschiedener Rückzug aus dem Palaver der 'Kommunikationen' und Vernetzungen nötig sind, wenn man sich etwas forschend und vertiefend erschließen möchte. Das ist die Idee der audiolectures.
Die an ihrer Realisierung Beteiligten wünschen sich Interesse des Publikums und den Nutzern Vergnügen …
Hans Ulrich Reck
Köln, zuletzt im September 2014
In audiolecture 06 wird eine typologisch und exemplarisch verfahrende Einführung in die
Geschichte der bildenden Künste im medialen Kontext erarbeitet. Verdichtend und ausgreifend zugleich, beschäftigt sie sich mit Weisen und Ausdrucksmöglichkeiten, Themen und Anordnungen der
Künste nicht nur im Hinblick auf die geschaffenen Bilder, sondern auch die Methoden, Ziele
und Kontexte (Umgebungen). Der chronologische und stilgeschichtliche Aspekt tritt hinter den
Gesichtspunkt der Modellgebungen zurück. Interessante und ungewohnte Konstellationen
ergeben sich daraus: Kasimir Malewitsch tritt neben Leon Battista Alberti, Bruce Nauman neben
Sandro Botticelli, Piero della Francesca neben Joseph Beuys, die arte informale neben die
Romantik. Ein Schwerpunkt liegt allerdings auf dem 20. Jahrhundert, seinen Ausgriffen und
intensivierten Selbstreflektionen, auf Konstruktivismus, Vernetzung der Künste, neuen Allianzen
zwischen Kunst und Technologie, auf minimal und conceptual art und auf der Frage nach der
Autonomie und Politisierbarkeit des Kunstwerks.
Die Frage nach einer Kunst- als einer Medientheorie ist brisant, scheint doch die Beobachtung auf- und vordringlich, dass in einer nicht am Bild und an der Imagination, sondern nur an Apparaten, Programmen, Codes und Maschinen orientierten Medienphilosophie der Gegenwart die Kunstwissenschaften ultimativ vom Technologiediskurs und den grenzenlosen Hoffnungen auf eine apparative Befreiung von der bisherigen Anthropologie im Cyberspace aufgesogen worden seien.
Es soll deshalb umgekehrt versucht werden, Kunsttheorie als komplexes Wissen von Bildern und Einbildungskräften, als eine implizite, noch nicht richtig entdeckte Medienwissenschaft zu artikulieren. Zentral wird die These entwickelt und geprüft werden, daß das hauptsächliche Medium der Künste deren Theorie ist, zu der die Kunst selbst wesentlich gehört.
Kunsttheorie, die von Künstlern entwickelt und in ihrer Kunst erweitert, zuweilen auch transfomiert wird, ist seit der Renaissance Bestandteil, Voraussetzung und Resultat von Kunst. Sie bezieht sich nicht nur auf die Entwicklung von Apparaten und Technologien, sondern auch auf Rhetorik und Wissenschaft, Vision und gesellschaftliche Wirkung, Lebensform und Philosophie. Die Trennung von Kunst und Kunsttheorie muß demgegenüber als eine späte (im 19. Jahrhundert festgeschriebene) soziale Funktionalisierung einer zur Wirkungslosigkeit verurteilten, gebändigten und vom Symbolischen zunehmend abgespaltenen Kunst angesehen werden. Diese Trennung erscheint einem avancierten gegenwärtigen Verständnis von Kunst als veraltet und regressiv.
Um die Besonderheiten eines Zeichensystemes und einer 'Sprache der bildenden Kunst' zu verstehen, bedarf es der Ausgriffe auf andere Visualisierungen und Medialitäten der visuellen Kommunikation, so z. B. auf Werbung, Logos, Piktogramme, Embleme. Sich unterscheidende Schlüsselkategorien und Methoden sollen untersucht werden, u. a. Polysemie, Metapherntheorie, Zeichen- und Sprachtheorie, Bildtheorie. Nur in diesem Feld kann die so wichtige künstlerische Insistenz auf einer Kritik des Augensinns angemessen verstanden werden.
Im Zentrum der Erörterung stehen Kunstwerke und -konzepte. Sie werden nicht chronologisch, sondern problemorientiert abgehandelt. Es sollen sich Spannungsbögen zum Beispiel zwischen Sandro Botticelli und Bruce Nauman, Bill Viola und Dürer aufspannen. Neueste Entwicklungen einer auf Handlungen hin orientierenden Kunst (z. B. Knowbotic Research), Experimente der Intermedialität und Interaktivität sollen ebenso zur Darstellung kommen wie Video-Installationen, experimentelle Sehmaschinen und eine epistemologisch zugespitzte Konzeptkunst.
audiolecture 04 widmet sich den Beziehungen zwischen Europa und dem Orient. Historisch fokussiert auf die beiden Rom, also: Rom und Konstantinopel/Istanbul, geht es um Modelle des wechselseitigen Transfers und Austauschs in den Bereichen Kultur, Zivilisation, Wissenschaft und Künste über die Jahrhunderte – von den großen Übersetzerschulen (Bagdad, Cordoba) über das Mittelalter (arabische Philosophie und Medizin) und das Exil griechisch-arabischer Wissenschaftler nach Westeuropa im 15. Jahrhundert – im Gefolge der Eroberung Konstantinopels durch die Türken/ Osmanen –, bis zu den notorischen Konstellationen und Konflikten im 19. und 20. Jahrhundert. Die beiden Sphären werden u. a. vermittelt durch eine Betrachtung der orientalischen Wurzeln des europäischen Jugendstils/ des „Art nouveau“. Der ostwestliche Kunst- und Kulturtransport ist wirksam nicht nur in der Malerei, sondern auch der Stadtgestaltung und Architektur. So ist beispielsweise der „weiße Würfel“ von Le Corbusier und Gropius ein Import aus dem Maghreb/dem südlichen europäischen, besonders aber dem nordafrikanischen Mittelmeerraum. Besonders eindringlich sind die Wirkungen im Bereich der Aneigung/ Appropriation und Anleihen beim orientalischen Ornament.
Imagination und Einbildungskräfte sind geprägt durch zahlreiche Grundlagen und Ausdrucksformen, unter anderem neuronale, technologische, physiologische und kulturelle. Sie haben vielfältige Medien und Codes ausgebildet. Die Produktivität, aber auch die bedrohliche Dimension der phantasmatischen Kräfte insgesamt sind für das individuelle seelische Leben ebenso evident wie für die Kunst. Die Übergänge sind fliessend, zahlreiche benachbarte Phänomene und Begriffe verbinden sich immer wieder - von der schamanistischen Exzentrität und der religiösen Obsession über visionäre Exzesse, die Spaziergänge oder Abstürze in den 'künstlichen Paradiesen' (Baudelaire), Somnambulismus und parallele Bewußtseins-Welten bis zur vielförmigen ästhetischen und künstlerischen Nutzung von Traumenergien.
Ohne die Geschichte der Visionen sind die Träume nicht zu verstehen. Ohne materialisierte Bilder haben wir kein ausserindividuelles Äquivalent für das Traumgeschehen. Kunstwerke sind ein, wenn auch nur geringer, so doch wichtiger Teil dieser Bilder.
audiolecture 03 beschäftigt sich mit allen Aspekten und Fragestellungen der Thematik: Religiösen Visionen, Alchemie und Hermetik, Theorie und Geschichte der Imagination, Arabeske/ Groteske und Karikatur, Orakel und Rauschmitteln, kulturellen Utopien und Fluchtlinien des Traumbegehrens, der Geschichte der Umwertung des Verhältnises von Traum und Realität, den Traumbedingungen der bildenden Kunst, den bildlogischen Parallelitäten von Kunst und Film, den wesentlichen theoretischen Modellgebungen des Traums (u. a. Freud, Jung, Piaget, Bloch), der Artifizialität des Traums/ dem Traum vom Artifiziellen.
Perspektivisch geht es besonders um die Frage, welche Verbindungslinien zwischen der Traumtätigkeit und den historisch avancierten medialen Apparaten gezogen werden können. Hypothese ist, daß die Vorherrschaft bestimmter medialer Apparate (und ihrer mentalen Äquivalente) die Traumform beeinflußt, mindestens berührt. Bestimmte Schnitte entlang dieser Berührungen sind wesentlich durch und als Kunstwerke ausgedrückt.
Die Vorlesung versteht sich deshalb als Konkretisierung einer Medientheorie der bildenden Künste und zugleich als Vorbereitung/ Grundlegung einer Bildtheorie, die für die Kunst deshalb bedeutsam ist, weil sie die Aufgaben des Bilds (Vorstellung, Wahrnehmung, Repräsentation, Persuasion etc.) von den spezifischen Funktionen der Kunst entlastet.
Die selbstgewählte Marginalisierung und Relativierung der bisherigen Kunst, glorifiziert über lange Zeit in der Malerei, markiert zu Beginn des 20. und so überaus entscheidenden Jahrhunderts eine folgenreiche selbstreflexive Revolution der bildenden Künste. Nichts verdeutlicht deren Abwendung von einer alt gewordenen, akademischen Kunst deutlicher als die obsessive Demoralisierung der ästhetischen Erwartungen der Gesellschaft durch die Künste. Es vollzieht sich die entschiedene Ausweitung der Fragestellungen experimenteller Kunst zunächst als Abwendung von Darstellungsdoktrinen und als eine Öffnung für Bildprozesse aller Art. Später auch als utopischer Gegenentwurf gegen eine verachtete Welt sowie als Aufnahme massenwirksamer technischer Artefakte und 'neuer' Apparate in einen radikal ausgeweiteten Kunstprozeß. Die expandierenden Künste zielen auf eine befreiende Transformation der visuellen Kultur, ja der bisherigen Lebensformen überhaupt. Aufrufe, Revisionen, Revolutionen sind an der Tagesordnung. In diversen Praxen und Experimenten, Entwürfen und Konzeptionen, Manifesten und Deklamierungen entwirft sich zeitgenössische Kunst seither als Bruch, als täglich neu erfundene Sprache. Bedeutende Kunstphilosophien des 20. Jahrhunderts sind, zumindest in Ansätzen, geprägt und bleiben bezogen auf die Entstehungsumstände solcher spezifischer künstlerischer Praxen.
Zur Sprache kommen werden - in einem projektiv (allzu) weit ausgreifenden Panorama - beispielsweise, die großen Utopien des russischen und westeuropäischen Konstruktivismus; der Diskurs des Primitivismus (Relativierung, Primitivierung, Affektivierung, Ethnisierung, Exzentrisierung, Anti-Zivilisierung); die Suche nach expressiver Ursprünglichkeit der Künste; das imaginäre Bildmuseum der Welt (minimal art, Kandinsky, Malraux u. a.); die politische Instrumentalisierung und die auf Dauer gestellte künstlerische Revolte; der Bruch nach dem 2. Weltkrieg; die große, antihumanistische Abstraktion; Existenzialismus und Situationismus; die radikalisierte Auflösung des Werks in der Konzeptkunst; die anhaltenden Paradoxien der Pop Art; Duchamp als Trauma und Markierung; die Bildmontagen und expansiven Entwürfe eines zeitspezifischen Realismus von John Heartfield, George Grosz, Bruce Nauman; die apparativ gestützte kinemato(video)graphische Verarbeitung der Kunstgeschichte und Malerei bei Godard, die apparative Poetik der Videographie bei Nam June Paik und anderen; das Thema der kinetischen und Maschinenkunst; die Wendung zu Informationstheorie und Kybernetik; das konfliktreiche Verhältnis von Massenkommunikation und Künsten; das Extremtraining eines re-kombinierten Körpers in der Performance-Kunst (u. a. bei Valie Export); Revokationen und Re-Ritualisierungen des Mythischen (Beuys, Kounellis u. a.); die Grundzüge der Kunstphilosophien von Benjamin, Bloch, Malraux, Baudrillard, Lyotard, Adorno, Luhmann.
Zahlreiche Neuerungen prägen die Entwicklung der Künste im letzten Jahrhundert. Wie immer sie zu bewerten sind, wie immer sich historische Distanz und Nähe verändern: Ohne Zweifel wird als eine wesentliche Errungenschaften bleiben, dass die Künste und ihre Reflektion sich in vielfältigen Praktiken der Künste und nicht nur für eine nachgreifende gesellschaftliche Einschätzung auf das engste verbunden haben. Die traditionelle Unterscheidung von Kunst-Theorie und Künstler-Theorien hat sich endgültig als unzureichend herausgestellt.
Die stetige Frage nach den Quellen und Funktionen, Wirkungsgraden und Intentionen der bildenden Künste sollen in audiolecture 01 hinsichtlich von Grenzüberschreitungen und Einschnitten, von Schwellen-Ansprüchen und Wirkungssteigerungen, Mythenbildungen und Verknüpfungsleistungen aufgearbeitet werden. Es geht um Typisierungen, nicht in erster Linie um historische Verläufe. In entsprechenden (synchronen) Transformationen analysiert werden u. a. folgende Themen- und Materialbereiche: Die Frage nach dem Ursprung der Kreativität; Bedeutung/ Zeichen/ Handlung; Künste und ihre Medien: Die Frage der avancierten Technologie-Intergation; Die Wendung zur Selbstreflektion/ ikonischen Selbstreferenz; Kunst im Jenseits der Kunst; Versprechungen einer digitalen Ästhetik; Politisierung, Radikalisierung, Verfehmungen und Verfehlungen der Künste; Angriffe auf die Unterscheidung von 'freier' und angewandter' Kunst.