Im Kern des Tornados

Ein Film, in dem ein angesehener Bürger als Nazi enttarnt wird - das erscheint auf den ersten Blick nicht sonderlich spannend. Dennoch hat mich die Geschichte von Hans-Ernst Schneider alias Hans Schwerte vom ersten Moment an gepackt und seitdem nicht mehr losgelassen. Was bringt einen ehemaligen SS-Mann dazu, nach dem Krieg eine Karriere als Literaturwissenschaftler zu starten und sich Ende der 60er Jahre als fortschrittlicher, linksliberaler Befürworter der Hochschulreformen zu profilieren? Wie kann ein SS-Mann persönliche Kontakte zur Elite der linken Intelligenz knüpfen, und niemand schöpft auch nur den geringsten Verdacht? Was veranlasst den dreifachen Vater, sich eine neue Identität zu verschaffen und seine Kinder über 20 Jahre lang in dem Glauben zu lassen, er sei ein anderer? Und wie kann ein Mensch 50 Jahre lang ein Doppelleben führen, ohne jemals auf den Gedanken zu verfallen, dieses zwar Erfolg verheißende, aber auch äußerst gefährliche und beschwerliche Spiel endgültig zu beenden?