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35 Jahre Kunsthochschule für Medien Köln

„Milch ins Feuer“ erhält Prädikat „besonders wertvoll“

Der Abschlussfilm von Justine Bauer „Milch ins Feuer“ erhält das höchste Prädikat der Filmbewertungsstelle Wiesbaden. Der Spielfilm startet am 7. August in den deutschen Kinos.

Juli 2025
Filmbewertungsstelle Wiesbaden

Der Abschlussfilm von Justine Bauer „Milch ins Feuer“ an der Kunsthochschule für Medien Köln feierte vor einem Jahr seine  Uraufführung beim Filmfest München und wurde dort mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino als beste Produktion ausgezeichnet. Der Spielfilm erhielt auf zahlreichen weiteren deutschen und internationalen Festivals Preise und lobende Erwähnung. Nun hat ihn die Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) mit dem Prädikat „besonders wertvoll ausgezeichnet.


Die Jury begründete ihre einstimmige Entscheidung für das höchste Prädikat wie folgt: „Zügig und effektiv arbeiten die beiden Frauen – Mutter und Tochter - Seite an Seite im Stall. Sorgfältig tupfen sie den Kühen den Euter ab, nachdem sie die Schläuche der Melkmaschine entfernt haben. Ihre Haare sind mit Tüchern zurückgebunden, der grüne BH ist schweißgetränkt, fürs Reden bleibt wenig Zeit.

Drei Generationen von Frauen porträtiert die Regisseurin Justine Bauer in ihrem semidokumentarischen Spielfilm MILCH INS FEUER. Angesiedelt hat sie ihn im Hohenlohischen – ebendort, wo Bauer selbst auf einer Straßenfarm aufgewachsen ist.

Es ist ein ebenso zugewandter wie ungeschönter Blick, den die Regisseurin auf ihre Protagonistinnen wirft. Neben der u.a. aus dem „Tatort“ bekannten Johanna Wokalek setzt Bauer in ihrem Ensemble komplett auf Laiendarstellerinnen. Die Jury zeigt sich beeindruckt von deren Leinwandpräsenz – und lobt Bauers Entscheidung, die Figuren in der ihnen eigenen Mundart sprechen zu lassen (zum besseren Verständnis wurde der Film mit deutschen Untertiteln gezeigt).

Dramaturgisch setzt Bauer auf ein fragmentarisches Erzählen, das viele Themen anreißt (Migration, wirtschaftliche Probleme, Emanzipation), aber sich nie in einem von ihnen verliert. Ganz nah an den Frauen bleibt dieser Film, an ihren Körpern und Gesichtern, an ihren Sehnsüchten und Nöten. Es ist ein Einblick in das Leben moderner junger Frauen auf dem Land, der im deutschen Film ansonsten nur wenig vertreten ist. Mehrfach betont die Jury die Authentizität des Films, der sich das Publikum in knapp 80 Minuten nur schwer entziehen kann. Am Ende wird man diesen Frauen nahe gekommen sein, obwohl sie ihre Biografien zum großen Teil für sich behalten haben.

Die Schwangerschaft einer der jungen Frauen etwa wird mit einer gewissen Beiläufigkeit erzählt, ohne die problematischen Gefühle in diesem Zusammenhang auszublenden. Gleiches gilt für das Arbeitsleben der Protagonistinnen. Nichts wird hier romantisiert; die vorherrschende Haltung ist ein gesunder Pragmatismus nach dem Motto „Nicht reden, machen“. Dass nach getaner Arbeit auch Zeit bleibt für gemeinsames Frisieren gehört zu den vielen besonderen Anekdoten, die dem Film seine Unverwechselbarkeit verleihen.

MILCH INS FEUER begnügt sich laut Jury keinesfalls damit, ländliche Idylle und körperliche Landarbeit zu zeigen. Die politische und gesellschaftliche (Schatten)Seite des gegenwärtigen Landlebens ist fortwährend präsent. Wie verdient man als Landwirt in der heutigen Wirtschaftslage genügend Geld, um seine Familie ernähren zu können? (Antwort: nur schwer möglich). Wie schafft man es, sich als moderne Bäuerin gegen das alte Patriarchat zu behaupten? (Antwort: beinahe noch schwerer möglich). Bauer findet Bezüge aus der Vergangenheit und Ausblicke in die Zukunft – und dass, obwohl ihr Film mit beiden Beinen geerdet in der Gegenwart, in einem einzigen, langen Sommer steht.

Der Jury gefällt die bereits in der ersten Szene sorgfältig angelegte Bildkomposition des Films (eine junge Frau schwingt auf einer großen Schaukel über den See). Der Film finde sowohl eine eigene Form der Poesie als auch eine Erdverbundenheit. Es ist ein so unsentimentaler wie empathischer Film, den Bauer in ihrem Abschlussfilm an der Filmhochschule gedreht hat. Die Jury findet in ihm einen lakonischen Humor und fühlt sich mitunter an so namhafte Vorbilder wie Edgar Reitz' „Heimat“ erinnert. „Eigenartig im besten Sinne“, so ein Juryeindruck.

MILCH INS FEUER erfüllt alle Standards eines modernen Heimatfilms und schafft es, das Publikum emotional einzubinden in sein Sujet. Die Jury entscheidet sich nach angeregter Diskussion einstimmig für die Vergabe des Prädikates besonders wertvoll.“

Editor — Ute Dilger
Trailer "Milch Ins Feuer"
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