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Die Abschlussfilme von Danila Lipatov und Suse Itzel an der Kunsthochschule für Medien Köln wurden beim Dokumentarfilmfestival in Duisburg von Jury und Publikum ausgezeichnet.
Zum Abschluss der Duisburger Filmwoche 2025 wurden bei der Preisverleihung am vergangenen Samstag gleich zwei Abschlussfilme der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) mit Preisen ausgezeichnet. Der KHM-Absolvent Danila Lipatov erhielt für seinen Dokumentarfilm „Elbows in Shatters“ (2025, 76 Min.) den ARTE-Dokumentarfilmpreis (ex aequo). Die KHM-Absolventin Suse Itzel wurde für ihren Abschlussfilm an der KHM „Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht“ (2024, 24 Min.) mit dem Preis der Stadt Duisburg ausgezeichnet. Den mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten kurzen und mittellangen Dokumentarfilm überreichte Edeltraud Klabuhn, Bürgermeisterin der Stadt Duisburg. Darüber hinaus erhielt Suse Itzel den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis der Rheinischen Post für den beliebtesten Film des Festivals.
Der ARTE-Dokumentarfilmpreis 2025
dotiert mit 6.000 Euro geht ex aequo an
„Holler for Service“ von Kathrin Seward und Ole Elfenkämper und „Elbows in Shatters“ von Danila Lipatov
Jurybegründung: „(...) Der zweite Preisträgerfilm nimmt sich den Gemeinschaften in einer anderen Gegend der Welt an. Danila Lipatov fährt auf der Suche nach konkreten Orten zu der Migrationserzählung seiner Tante nach Duschanbe in Tadschikistan. Es gibt diese familiäre Spur, der er folgt, aber anstatt auf dem Persönlichen zu bestehen, öffnet er sich der Stadt und den Menschen vor Ort, denen er begegnet. In den autoritären Verhältnissen und vor den Kulissen des postsowjetischen Tadschikistans haben sie sich Freiräume geschaffen, die sie mit Danila teilen. Genau hier endet sein Konzept, und es beginnt ein neuer Film, in dem die Wahrnehmung, die Erfahrungen, die im Prozess des Filmens gemacht werden können, ins Zentrum rücken. Alle gemeinsam nehmen sich Zeit, lassen sich aufeinander ein und beginnen Szenen zu entwickeln, aus denen der Film entsteht. (…) Immer wieder sieht man, wie sich die Gruppe dem Verstehen, ihrer Kommunikation und Präsenz vergewissert. Dem Film gelingt es, dies zu einem widerständigen Chor zu verstärken, ein Chor, der nicht agitiert, sondern zur Teilnahme und Mehrstimmigkeit einlädt."
Preis der Stadt Duisburg 2025 dotiert mit 5.000 Euro
geht an Suse Itzel für ihren Dokumentarfilm
„Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht“
Jurybegründung: „Dort, wo traumatische Wunden entstehen, bleiben sie oft im Verborgenen, versteckt. Sie rufen Risse in der Erfahrung, Erinnerung und Repräsentation hervor. Dem Film gelingt es, eine eindringliche Form zu entwickeln, die dieses grundsätzliche Darstellungsvakuum, das die Traumatisierung hinterlässt, zu füllen vermag. Mittels Bild-Projektionen in Räumen, ausgeschnittenen Familienfotos und einem Voice-Over entstehen Überlagerungen von schmerzhaften Erlebnissen, ihrer Wirkung und Verarbeitung bis in die Gegenwart. Mit Mut und Klarheit stellt sich der Film so der Herausforderung einer künstlerischen Visualisierung eines Traumas, das durch sexualisierte Gewalt entsteht. (...)"
Die Duisburger Filmwoche ist seit ihrer Gründung 1977 der Ort für Debatten über Dokumentarfilme, ihren künstlerischen Zugang und gesellschaftliches Umfeld. Jedes Jahr im November werden im Kino filmforum am Dellplatz herausragende Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt.
Eine breite Qualität des filmischen Schaffens in einer einzigen Programmschiene ohne Parallelvorstellungen und die Reflektion der eingeladenen Positionen in den anschließenden Filmgesprächen prägen das besondere Format der Duisburger Filmwoche.
„Elbows in Shatters“ (Diplom)
Dokumentarfilm, 2025, 76 Min. mehr
Regie, Kamera: Danila Lipatov
Schnitt: Danila Lipatov, Karen Zimmermann
2022 folgt Danila der Migrationsroute seiner Verwandten von Tadschikistan über Russland nach Deutschland. In der Hauptstadt Duschanbe trifft er auf eine Gruppe von Menschen rund um das Jugendkulturzentrum Bactria, mit denen er die Erinnerungen seiner Verwandten teilt, die in den 1990er Jahren vor dem Bürgerkrieg geflohen sind. Durch die gemeinsame Liebe zur Musik und den Wunsch, etwas gemeinsam zu schaffen, bildet sich eine kleine Gemeinschaft von Freund:innen. Indem sie die Stadt in temporäre Räume für kollektive Aktionen verwandeln, hinterfragen sie nationale Identitäten, Geschlechterrollen und begeben sich auf die Suche nach ihren persönlichen Freiheiten.
„Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht“ (Diplom)
Experimentalfilm, 2024, 23:35 Min., mehr
Regie und Buch: Suse Itzel; Musik: Lisa Reutelsterz
„Ich hätte lieber einen anderen Film gemacht“ ist ein experimenteller dokumentarischer Essayfilm, in dem sich die Regisseurin selbst mit den schmerzhaften und tragischen Erinnerungen an die Familienvergangenheit auseinandersetzt, mit denen sie noch immer kämpft. „Anfang November 2018 beschloss ich einen autobiographischen Film zu machen. Kurz dachte ich, ich könnte es mir einfach machen. Ich könnte den Bericht der psychiatrischen Klinik einfach vorlesen: Die Patientin berichtete, dass sie vom 11. bis zum 15. Lebensjahr von ihrem Vater sexuell missbraucht worden sei… - Sie sagen, es sei behandelbar. Vielleicht wäre ich heute genauso traurig, wenn das alles nicht passiert wäre?“
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