Course Catalogue WS 2024/25
Being seen in ways they never were: künstlerische Rekonstruktionen als solidarische Praxis
| 09.04.24 | 25.06.24 | Tuesday | Wöchentlich | 14:00 - 16:00 | Rheingasse 8, Overstolzenhaus, Literatursalon, 1.4 |
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09.04.24 |
25.06.24 |
Tuesday |
Wöchentlich |
14:00 - 16:00 |
Rheingasse 8, Overstolzenhaus, Literatursalon, 1.4 |
Anhand von drei konkreten künstlerischen Projekten widmet sich das Seminar künstlerischen Kollaborationen mit vergangenen Personen und ihren künstlerischen und politischen Praxen. Die Lektüre begleitender Texte hinzuziehend, beschäftigen wir uns mit Möglichkeiten einer künstlerischen Bündnisarbeit mit zwangsmigrierten und teilweise verstorbenen Personen.
In Istanbul veröffentlicht Banu Cennetoğlu posthum die Tagebücher von Gurbetelli Ersöz (1998/ 2013). Nachdem die Redakteurin einer prokurdischen Zeitung in der Haft gefoltert wurde, schloss sie sich der Guerilla an und führte von 1995 bis zu ihrer Ermordung 1997 ein Tagebuch. Cennetoğlu veröffentlichte es in Form gebundener Lithografien und nachdem ihr Buch in der Türkei verboten wurde, als Druckplatten (2017). In Dublin rekonstruiert Alice Rekab die Lebensträume ihres karibischen Vaters und ihrer irischen Mutter, deren Migration und Armut ihnen die künstlerische Praxis verunmöglichte. Für ihre ortspezifische Arbeit in der Münchener Villa Stuck (2023) collagiert sie Fotografien von künstlerischen Arbeiten der Eltern und präsentiert sie neben eigenen Plastiken. In Kapstadt bittet Kemang Wa Lehulere seine Tante um Erinnerungsskizzen zu den Wandmalereien der in den 70ern verstorbenen Gladys Mgudlandlu. Anhand dieser gelingt es ihm, die Malereien in einem benachbarten Haus zu bergen. In Form einer Dokumentation ihrer Restaurierung integriert er Mgudlandlus Arbeiten in seine Ausstellung in einem Berliner Ausstellungshaus (2017).
In der eingehenden Lektüre dieser Arbeitsweisen fragt das Seminar inwiefern künstlerische Taktiken Bündnissen mit weniger sichtbaren und privilegierten Künstler*innen ermöglichen, die an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit ihre Lebensträume hatten.
Texte: Elke Bippus, Cairo Clarke, Khanya Mashabela und Aram Yayninevi
Künstlerische Arbeiten: Banu Cennetoğlu, Alice Rekab und Kemang Wa Lehulere