Wie wir Stadt und gebaute Umwelt wahrnehmen, ist nicht nur in der Kunst eine allgegenwärtige Frage. Architektur und urbane Strukturen beeinflussen unsere täglichen Bewegungen und Interaktionen, unsere visuelle Wahrnehmung – und auch, wie wir uns in urbanen Räumen fühlen. Fassaden, architektonische Materialien und Werbebanner artikulieren Vergangenheit, Gegenwart sowie eine mögliche Zukunft. Wem diese (dargestellte) Gegenwart und Zukunft gehört, ist eine der zentralen Fragen im Nachdenken über den urbanen Raum.
In seiner Arbeit Proposal for a city untersucht Johann Husser, inwieweit eine fotografische Auseinandersetzung mit diesem Thema Realität und Wahrheit in Beziehung setzen muss. Den visuellen Schwerpunkt bilden Orte der De-/ Konstruktion. Diese werden analog und digital dokumentiert und in der weiteren digitalen Praxis manipuliert.
De-/ Konstruktion als Prozess wird in den Bildraum übertragen, um Aspekte des Dokumentarischen
zu hinterfragen und mit der subjektiven Wahrnehmung in Dialog zu setzen. Ein weiterer Fokus liegt auf 3D-Repräsentationen von zukünftigen Wohnräumen, wie sie auf Bauplakaten zu finden sind, bevölkert von gerenderten Menschen – vorwiegend weiß, heteronormativ und in konservativen Familienstrukturen. Diese Darstellungen werden mittels digitaler Algorithmen neu zusammengesetzt und somit die Motive und ihre zugrundeliegenden Ideologien dekonstruiert. In Kontrast gesetzt zu Fotografien, die städtische Bauausschnitte zeigen, entsteht die Vorstellung einer Stadt im Wandel.

Diplombetreuung: Alex Grein, Prof. Dr. Lilian Haberer, Prof. Johannes Wohnseifer

Johann Husser, geb. 1990 in Kemerovo / Russland. Von 2018 bis 2022 postgraduales Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln, zuvor Abschluss in Fotografie (BA) an der FH Dortmund. Alumni der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl): UG Folkwang Museum Essen, Pulp Gallery Vancouver. Im Herbst 2022 Teilnahme an der Landskrona
Foto Residency.  |  johannhusser.com