Year: 2004 Length: 00:22:14 Categories: Video Art, video work
Der Wetterbericht der ""Tagesschau"" im Ersten Deutschen Fernsehen ist für den Grossteil der Bevölkerung eine Konstante und besitzt einen hohen Bekanntheitsgrad im kollektiven Bildergedächnis. Er steht als Bild wie kaum ein anders für einen bestimmten Sachverhalt ein. Als solches hat er nicht nur eine hohe Kontinuität im Nachrichtenformat der ARD, sondern steht in der langen Tradition zyklischer Jahreszeitendarstellungen der Kunst seit dem Mittelalter und der Ikonographie der Landschaftsmalerei. Gleichzeitig verbleibt der Wetterbericht auch als moderne metereologische Prognose im Spannungsfeld von Möglichkeit und Wirklichkeit, wahrt also den Charakter des Fiktionalen mit all seinem symbolischen und allegorischen Potenzial. Aus den Wetterberichten aller 365 Ausgaben der 20.00 Uhr ""Tagesschau"" eines Jahres ergeben jeweils kurze 15-Sekunden-Sequenzen chronologisch hintereinander geschnitten, einerseits ein komprimiertes Zeitbild der Witterungsverhältnisse binnen eines Jahres in Deutschland, andererseits ein bewegtes Landschaftsbild. Auf der stets gleichbleibenden Hintergrundfolie der Karte der Bundesrepublik, wechseln lediglich die Symbole metereologischer Ereignisse und deren Beschreibung. Die Wetterkarte wird so ihrer konkreten orientierungs- und handlungsleitenden Funktion für einen relativ kurzen Zeitraum entzogen und als abstraktes Repräsentationssystem erfahrbar, das auf seinen Wirklichkeitsbezug befragt werden kann.
Authors:
Philipp Goldbach
A production of the Academy of Media Arts Cologne.