Perspective Case

In meiner Diplomarbeit möchte ich mittels einer interaktiven und begehbaren Installation die Sehweise der passiven „Guckkastenbühne“ neu definieren und sie mit dem Prinzip der Anamorphose aufbrechen. Die Wurzel der Perspektive findet sich im Theater. Nicht nur aufgrund der historisch-technischen Tatsache, dass das Theater – als Illusionsraum – die Perspektive als erstes benötigte, sondern auch wegen des Szenischen innerhalb einer perspektivischen Darstellung, in der Figuren in ein bestimmtes Verhältnis zueinander und zu sich selbst gestellt werden. Bei „Perspektive Case“ projiziert die Bühne wie auch die Computersimulation eine bestimmte Form von Wirklichkeit und stellt den Betrachter räumlich vor das Betrachtete. Vor dem Hintergund des Theaterstücks Richard II. von Wiliam Shakespeare lasse ich den Zuschauer in die Szene eintreten und kehre somit die Perspektive um. Im Spiel mit der eigenen Wahrnehmung geht es um die „Ver-rücktheit“ eines Raums, um seine Verdoppelung und Spaltung in Wirklichkeit und virtuelle Realität. Mit der Frage nach der damit verbundenen Identitätsbildung gerät der darin Handelnde in einen (un)lebbaren Konflikt. Der Raum ist gleichzeitig Architektur und Projektion. Die einzelnen Flächen fragmentieren sein imaginäres Gesamtbild. Je mehr der Raum aus seinem Gleichgewicht gerät, und sich der Installationsbesucher von der „Mitte“ entfernt, desto mehr dekonstruiert sich der Raum bis hin zu Videosequenzen, Bildern temporischer Portraits und der Selbstreflexion, die die Menschen aus seiner Situation kippen lassen: Im selben Moment ist alles verändert ...