Year: 2003 Categories: Photography, photographic work
Die Tafelbilder entstanden von November 2002 bis Januar 2003 an der Universität Köln. Sie dokumentieren vorgefundene Zustände von Tafeln in den Räumen des philosophischen Seminars. Mein Interesse gilt dabei nicht den auf den Tafeln jeweils dargestellten konkreten Inhalten oder Sinnzusammenhängen - im weitesten Sinne also „Bedeutungen“ - sondern der chaotischen Anbringung und Wiederauslöschung von Schrift über einen längeren Zeitraum, die deren Funktion als Bedeutungsträger zugunsten abstrakter Zeichen in einer rein malerischen Gesamtkomposition aufheben. Ausgewählt wurden daher solche Tafeln, die auf den ersten Blick „leer“ erscheinen. Erst bei genauerem Hinsehen werden einzelne einander überlagernde Worte oder Sätze in mehreren Schichten ablesbar. Sie erlauben es die Tafeloberfläche als Momentaufnahme eines sich permanent fortschreibenden unkontrollierten Prozesses zu erfahren, in dem die füreinander blinden einzelnen Tafelanschriebe wie die Spuren ihren Auslöschung letztlich Beiträge zu einem kohärenten Gesamtbild darstellen. Auf den Tafelbildern überlagern sich, im Sinne von Erzählzeit und erzählter Zeit, zwei Zeitebenen, wenn nicht nur das Schriftbild der jeweils letzten Sitzung das der vorangegangenen ablöst, sondern ebenfalls geistesgeschichtliche Epochen außerhalb einer linearen Abfolge miteinander kollidieren. Der Aufbau der Tafeln in Analogie zum klassischen Altarretabel mit Predella, Mitteltafel und beweglichem Flügelpaar (im geöffneten Zustand als Triptychon, im geschlossenen als Diptychon) unterstützt formal deren Lesart als Bildträger. In Hinsicht auf das Medium Fotografie beziehen die Tafelbilder eine vermittelnde Position zwischen den beiden Polen eines dokumentarisch-sachlichen und eines abstrakt-malerischen Ansatzes.
Supervision:
Prof. Jürgen Klauke
Authors:
Philipp Goldbach
A production of the Academy of Media Arts Cologne.