Eine Dokumentation und Reflexion der ersten Phase des urbanen Projekts "Kunst an Kölner Litfaßsäulen" mit Werken von Künstler*innen aus dem Umfeld der KHM als Buchprojekt.
Das heute, nicht nur in Köln, bevorstehende oder bereits zu großen Teilen geschehene Verschwinden der Litfaßsäulen aus dem öffentlichen Raum markiert eine wichtige kultur- wie mediengeschichtliche Zäsur. Die in der Stadt verteilten rhetorischen Werbezeichen, -bilder und -botschaften weichen der telekommunikativen Vermittlung von ortlosen Persuasionsstrategien und Werbe-Adressierungen, die eigentlich Zeittechniken sind. Damit verändert sich auch der öffentliche Raum.
Die bisherigen tradierten Säulen für Markenwerbung werden in den nächsten Jahren zunehmend zu hinterleuchteten City-Light-Säulen umgerüstet; ein Umstand, der die Künstlerinnen und Künstler der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) gewissermaßen zu einer ‘letzten’ künstlerischen Thematisierung inspirierte, die auch den Abgesang auf das berühmte Massenmedium nicht scheute: Von Oktober 2015 bis April 2019 wurden – mit zeitlichen Unterbrechungen – für das Projekt "Kunst an Kölner Litfaßsäulen" an insgesamt bis zu 200 im gesamten Kölner Stadtraum verteilten Litfaßsäulen wechselnd medienspezifisch Werke von Künstler*innen aus dem Umfeld der KHM präsentiert. Es ergab sich eine reibungsstarke, nicht immer konfliktfreie Begegnung zwischen neuen und alten Medien.
Was dies alles medienphilosophisch, politisch und kulturell bedeutet, wird in der Publikation "Urbane Poesie" durch die exemplarische Dokumentation der künstlerischen Beiträge von Rozbeh Asmani, Sophia Bauer, Vera Drebusch, Philipp Hamann, Johanna Reich und Christian Sievers reflektiert, begleitet von ästhetischen, soziologischen, semiotischen und kunstgeschichtlichen Analysen von – neben den Herausgeber*innen Heike Ander, Konstantin Butz und Hans Ulrich Reck – Peter Gendolla, Mi You und Katja Nantke.
Die KHM sieht sich herausgefordert, neben der Pflege bisheriger Publikationsmöglichkeiten in Form von Katalogen, Künstlerbüchern und Büchern wie in der vorliegenden Edition im Herbert von Halem Verlag, alternative Publikationsformen zu gestalten, z. B. durch die Entwicklung von digitalen Publikationen, die über die Veröffentlichung von Text-PDFs hinausgehen.