Der KHM-Absolvent erhält den mit 5.OOO Euro dotierten Preis für seinen Abschlussfilm an der KHM "Operation Namibia" (2023, 93 Min.) im Rahmen der Preisverleihung der 47. Duisburger Filmwoche.
In einer feierlichen Preisverleihung wurden am 11. November 2023 die Preise der 47. Duisburger Filmwoche vergeben. Die Jurys haben über fünf Auszeichnungen im Gesamtwert von 23.000 Euro entschieden. Den mit 5.000 Euro dotierten „Carte blanche“ Nachwuchspreis des Landes NRW erhält der KHM-Absolvent Martin Paret für seinen abendfüllenden Dokumentarfilm „Operation Namibia“, mit dem er im vergangenen Jahr sein Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln erfolgreich abschloss. Der Preis wird jährlich von einer Fachjury an den ersten oder zweiten Film von Nachwuchsautor*innen vergeben. Der von der Film- und Medienstiftung NRW geförderte erste Langfilm von Martin Paret feierte seine Weltpremiere bei der Duisburger Filmwoche (siehe Pressemitteilung hier).
Die Jurymitglieder Özge Inan (Journalistin und Autorin), Lukas Marxt (Videokünstler) und Dominic Schmid (Filmjournalist) begründeten ihre Entscheidung wie folgt: "Beinahe wäre die Geschichte, die dieser Film erzählt, dem Vergessen anheimgefallen. Dabei könnten ihre Motive nicht gegenwärtiger sein. Radikale Solidarität, der Glaube an die eigene Wirkmächtigkeit im Angesicht schreiender Ungerechtigkeit und die Überzeugung, dass das geschriebene Wort diese Welt verändern kann: Auf der Golden Harvest wird all das auf eine Probe gestellt, die letztlich nicht zu schaffen ist. Die Operation Namibia, mit der 6.000 verbotene Bücher in das südafrikanisch besetzte Land verschifft werden sollen, scheitert, weil sie scheitern muss. Martin Paret verheimlicht nichts und verschont niemanden. Mit minimalen Mitteln erzeugt er einen unerbittlich gewaltigen Sog, ohne diesem Sog jemals die Menschlichkeit seiner Figuren zu opfern. Im Briefwechsel über Kontinente und Ozeane hinweg öffnet sich uns ein Kreis junger Menschen, auf Fotos lächeln sie uns entgegen. Zusammengedrängt in der erzwungenen Intimität des Segelbootes machen sie uns zu Eingeweihten. Ebenso behutsam greifen Narration, Bebilderung und Geräuschkulisse ineinander und erwecken die Fotografien zum Leben. Die Hindernisse, die das Ziel der Mission in immer weitere Ferne rücken, sind mal technisch-materielle und mal zwischenmenschliche, mal gesundheitliche und mal finanzielle. Die Multiperspektivität der brieflichen Erzählweise lässt keinen Raum für singuläre Ursachen. Schuld haben gleichzeitig alle und keiner. Das Geradeaus, als das sich die Gruppe ihre Reise am Anfang ausgemalt hat, gab es nie. Es ist dem geschickten Arrangement der Quellen zu verdanken, dass Operation Namibia trotzdem mehr ist als eine Geschichte der zerplatzenden Illusionen. Der Film hinterlässt bestürzt, aber nicht resigniert, ergriffen, aber nicht ermattet. Er fördert die Geschichte zutage wie verbotene Bücher aus dem Bauch eines Schiffs. Indem er auf ihre Relevanz besteht, schreibt er sie gleichsam fort und gibt ihr fünf Jahrzehnte später den Raum, den ihre Urheber ihr angedacht hatten, als sie sich auf den Weg machten, mit Büchern die Menschheit zu befreien."
1976. Eine internationale Gruppe von Aktivist*innen macht sich mit dem Segelboot "Golden Harvest" auf den Weg, tausende verbotene Bücher von Portsmouth (UK) nach Walvis Bay in Namibia zu bringen. Erinnerungen in Briefen, Tagebucheintragungen und Fotos erzählen von einer idealistischen Mission, die mit zunehmender Reisedauer auch die Frustrationen und Gefahren der Überfahrt entblättert. Und die Strategien des Protests selbst hinterfragt: Können Bücher eine Revolution auslösen?
Das Team: Regie und Buch: Martin Paret; Montage: Deborah Uhde, Martin Paret; Dramaturgie: Christiane Büchner; Sounddesign: Gerald Schauder; Musik: Elisabeth Coudoux, Will Saunders; Grafikdesign: Studio Shoplift;
Diplombetreuung: Daniel Burkhardt, Prof. Dr. Lilian Haberer, Sam Hopkins Ph.D., Prof. Marcel Kolvenbach; Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln und Martin Paret; Förderung: Film- und Medienstiftung NRW