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"Hotel C" auf WDR 3

Illustration von Maximilian Karakatsanis

Das surreale Hörspiel von Maximilian Karakatsanis basiert auf einer Kurzgeschichte, die der KHM-Student während des Lockdowns im letzten Jahr geschrieben hat.

Dienstag, 13. Juli 2021, 19:04 Uhr
Verfügbar für ein Jahr in der Mediathek des WDR.

"Hotel C" von Maximilian Karakatsanis wird erstmalig vom WDR Hörfunk gesendet. Das surreale Hörspiel des KHM-Studenten "eröffnet auf eindringliche Weise Klangräume, die einem jegliche Orientierung nach und nach schwerer macht. Eine Stimme begleitet die Hörer*innen auf die Reise in das Unterbewusstsein eines Exilanten, der sich freiwillig in eine Selbstisolation begeben hat", schreibt der WDR in seiner Programmankündigung.

Ein Mensch zieht in das Hotel C, Zimmernummer 2020. Allein und abgeschottet von der Außenwelt. Denn draußen tobt eine giftige Welle. Als er nach einer Woche auch sein Smartphone zerstört, ist der Mann komplett von der Welt außerhalb seines Zimmers abgeschnitten. Ohne äußere Impulse, auf sich selbst zurückgeworfen beginnt er, den kleinen Raum zu untersuchen und zu verändern. Unter der Tapete an der Wand findet er ein Loch. Darin kann er das Meer ertasten und die Vergangenheit riechen. Damals war alles real und erlebbar. Doch das scheint endgültig vorbei zu sein. Denn draußen ist alles vergiftet – auch alles Zwischenmenschliche.

"Mein Zimmer ist. Es ist weder groß noch klein. Mir fehlt die Relation; ich habe sie vergessen. Also ist mein Zimmer. Es ist einfach. In einem Haus das nach Katzen riecht. Licht verglüht das Fenster. Wenn ich auf dem haarigen Sofa liege, beisst das Licht. Und nervt. Verwirrt mich. Ich ziehe die ledernen Vorhänge zu. Ich schliesse die Augen und erdenke mir mein Gestern." (Auszug aus Hotel C")


Auszug aus der Besprechung von Oliver Jungen in der Medienkorrespondenz (21.07.2021): "Der Sommer ist da und nichts scheint so weit weg wie die Lockdowns des vergangenen Jahres. Dass inmitten der Aufbruchstimmung noch (einige) Hörspiele uraufgeführt werden, die um die Kollateralschäden der Corona-Pandemie kreisen, wirkt jedoch keineswegs unzeitgemäß, sondern erinnert daran, was wir an dieser Zeit nicht vergessen sollten. Besonders betroffen von den Einschränkungen waren auch Studenten und aus diesem Umfeld – der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) – kommt nun eine an der KHM produzierte, bei WDR 3 erstausgestrahlte Parabel von Maximilian Karakatsanis, die davon handelt, wie man durch das Ungreifbare der Seuche und durch die sich nach kafkaesker Internierung (ohne dass man etwas Böses getan hätte) anfühlenden Quarantänen gleichsam verrückt werden konnte. 'Mit sich alleine zu sein, ist ein Wagnis, radikal, risikobehaftet': Dieses Leitmotiv dringt gleich zu Beginn des Hörspiels 'Hotel C' aus einer nicht auszulotenden Tiefe zu uns, bevor die Wellen eines vielleicht nur imaginären, aber kraftvollen Meeres diese Worte verwischen wie Spuren im Sand. Da draußen ist offenbar nur noch Natur, ein Planet ohne Menschen, die sich in ihre Höhlen zurückgezogen haben." (...) mehr

"Hotel C – das Hörspiel" (2021, 31 Min.)
Mit Martin Engler; Buch und Regie: Maximilian Karakatsanis; Technische Realisation: Jean-Boris Szymczak; Betreuung: Prof. Didi Danquart, Prof. Kathrin Röggla; Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln und Maximilian Karakatsanis

Maximilian Karakatsanis wurde 1994 in Deutschland geboren. Er absolvierte eine Berufsausbildung in Montage und Kamera und war an freien Theatern als Schauspieler tätig bevor er 2016 ein Studium der Neuen Deutschen Literatur an der Universität zu Köln begann. 2018 wechselte er an die Kunsthochschule für Medien Köln, wo er mit Schwerpunkt Regie und Schreiben studiert. "Hotel C" ist sein 2. Projekt im Hauptstudium.

Editor — Ute Dilger
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