Beim 38. European Media Art Festival (EMAF) in Osnabrück laufen zwei Kurzfilme von KHM-Studierenden in der Internationalen Auswahl, eine VR-Arbeit der KHM-Absolventin Alisa Berger ist ausgestellt.
Das EMAF in Osnabrück gibt mit seinem Programm nicht nur einen jährlichen Überblick über das medienkünstlerische Schaffen der Gegenwart, sondern greift auch Entwicklungen und Diskurse auf, die unser gesellschaftliches Zusammenleben prägen. Mit dem Themenschwerpunkt Witnessing Witnessing (Das Bezeugen bezeugen) wird dieses Jahr der Frage nach Zeugenschaft nachgegangen. Welche Rolle kommt gegenwärtig Zeug*innen zu, wie prägen Zeugnisse – Aussagen, Dokumente, einzelne Dinge oder ganze Archive – unseren Blick auf die Welt und wie wirken sie in politische Wirklichkeit hinein.
31 Kurzfilme widmen sich in der Internationalen Auswahl diesem Fokus. Alle 31 Filme sind gleichberechtigte Preisträger des EMAF Award. Das bisher an Einzelwerke vergebene Preisgeld wird unter allen ausgewählten Filmen aufgeteilt. Hier sind Jazmin Rojas Forero mit "Nido de Cocodrilo / Corocodile Nest" und Fanca Pape mit "Ansitzen | To Sit on Watch" im Filmprogramm vertreten.
"Nido de Cocodrilo / Corocodile Nest" von Jazmin Rojas Forero (Documentary, DE/CO 2024, 8:47')
Die Tropenhalle des Düsseldorfer Zoos wird durch die Begegnung zwischen einer Frau und dem Krokodilpfleger verändert. Während sie Krokodile beobachten und von ihnen beobachtet werden, sprechen sie über Familienerinnerungen mit Reptilien in Kolumbien, Geister und die Geschichte des Zoos.
Jazmin Rojas Forero (*1995) ist eine Künstlerin und Filmemacherin aus Kolumbien. In ihrer Arbeit verwebt sie Ökologie, Fiktion, Archiv, historische Forschung und ihre persönliche Geschichte zu poetischen Gesten in Multimedia-Installationen und Filmen. Ihre Werke wurden international an verschiedenen Kunstorten und auf Festivals wie z.B. dem BFI London Film Festival, dem Mar del Plata International Film Festival und dem Filmfest Dresden ausgestellt.
"Ansitzen | To Sit on Watch" von Franca Pape (DE 2025, 6')
Ein assoziativ geschnittener Film über das Warten, über Abtreibung und Abtreibungsgegner, über Scham und über das Filmemachen als Form des Widerstands, als Möglichkeit, einen Gegenschuss zu setzen, von der Gejagten zur Jägerin zu werden und eigene Bilder zu kreieren.
Franca Pape lebt und arbeitet in Köln. Ihre Filme kombinieren dokumentarische Praxis mit künstlerischer Forschung und kreisen dabei oft um Archive, Heimatkonzepte und aktuell um Glitzerndes. Ihr erster Kurzfilm, Kassieren, der in Kollaboration mit Lea Sprenger und Amelie Vierbuchen entstanden ist, feierte Premiere auf dem DOK Leipzig 2023. 2024 war sie Stipendiatin des Centers for Literature an der Burg Hülsdorf. Sie arbeitet nicht gerne allein, deswegen entstehen viele Arbeiten von ihr in Kollaboration mit Lea Sprenger.
Im Austellungsparcours ist zudem die VR-Arbeit "RAPTURE II - PORTAL" ( 2024, 19') der KHM-Absolventin Alisa Berger zu sehen. "Rapture" wird als multimediales Diptychon präsentiert, bestehend aus einem Video und einer immersiven VR-Arbeit. Die Installation erzählt von Marko, einem ukrainischen Vogue-Tänzer, und seiner verlassenen, unzugänglichen Wohnung in der Region Donbass, in der seit zehn Jahren Krieg herrscht. Durch die virtuelle Rekonstruktion der Wohnung, basierend auf 3D-Scans originaler Fotografien, entsteht ein neuer Zugang zu diesem Ort.
Alisa Berger (*1987 in Machatschkala, Republik Dagestan, Russland) lebt und arbeitet in Köln. 2010 - 2016 Studium der Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien, Köln; 2013 „Artes Plasticas“ an der Universidad Nacional de Colombia. Alisa Bergers Abschlussfilm an der KHM, "Die Körper der Astronauten", wurde 2017 im Wettbewerb des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken präsentiert.