Biniam Graffé

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Biniam Graffé, Paradise Lies in the, Shadow of Swords, 2021

Der verwundete Körper als Beweis- und Kommunikationsmittel. Durch die Berührung des Körperinneren wird der Zweifelnde bekehrt und erleuchtet, wie der Vergewisserung suchende Jünger Jesus’. Biniam Graffé greift in seinem Bildobjekt „The Doubting Thomas“ (2021, 140 x 70 x 10 cm, Stahl, Schaumstoff, Lycra-Druck, Wachs, Silikon, Latex, Rosenkränze) die Grenzüberschreitung des Finger-in-die-Wunde-Legens auf. Wo hört der eine Körper auf, wo fängt der andere an? Findet Erfahrung nicht gerade an den verschwimmenden Grenzen statt? Durch Anschauen, Berühren und Eindringen in die Wunde und den damit verbundenen Schmerz, Ekel oder Lust manifestieren sich Wahrnehmung, Selbst und Glaube.

Wie wurde Sankt Sebastian, Soldat, christlicher Märtyrer und Schutzpatron der Pestkranken, zur Schwulenikone? In Renaissance-Gemälden wird er halbnackt, gefesselt, von Pfeilen durchbohrt ohne Anzeichen von Schmerz in seinem Gesicht dargestellt, sein athletisch-androgyner Körper verrenkt in einer erotischen Pose. In Graffés Darstellung „St. Sebastian“ (2021, 195 x 165 x 65 cm, Kleiderstange, Leder, Latex, Silikon, Draht, Spritzen, Medikamente, Rasierer, Geld, Tabak, Streichhölzer, Kabelbinder, Schuhe, Fotografie) sind von Sankt Sebastian nur noch das Fleisch und das Wort übrig – verschmolzen mit Alltagsgegenständen und Objekten, die Assoziationen zum Verkauf des Körpers, zu seiner Modifikation oder zum Drogenkonsum wecken.
Lebewesen, Körperteile, Waffen oder Werkzeuge? Die vier „Crawlers“ (2021, 120 x 100 cm, Acrylglas, Lehm, Silikon, Latex, Femoston-Tabletten) sind alles in einem. Sie stehen für Schutz und Verletzung, für individuelle wie gesellschaftliche Transformation.


Biniam Graffé, geboren 1995 in Troisdorf, von 2015 bis 2021 Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln.


Diplombetreuung: Katrin M. Kämpf, Prof. Ute Hörner, Prof. Johannes Wohnseifer

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