Wo kommst du her? Wo kommst du hin? Ich sende Impulse aus - permanent. Wo kommen sie her? Und wo kommen sie hin? Ich sitze vor einem verschlungenen Labyrinth. Dort schicke ich meine Impulse rein. Sie reisen durch ein verschachteltes Netzwerk an Schnittstellen. Ich weiß gar nicht mehr, welche Transformationen sie durchlaufen. Irgendwann gelangen sie wieder bei mir an... wo auch immer das sein mag. ""Her und Hin"" hatte zu Anfang kein Konzept. Nach und nach entwickelte es jedoch eine Art Eigendynamik. Sein eigenes Konzept wuchs gewissermaßen aus ihm heraus. Lange Zeit hatte ich nicht die geringste Ahnung, wo mich das Ganze hinführen sollte. Ich überließ meiner Intuition die Führung. Was ist das für ein Medium, was ist das für ein Instrument, mit dem ich mich nach außen bringen will? Es lässt mich über Raum und Zeit herrschen und alles, was ich tun muss, ist ein paar minimale Bewegungen auszuführen. Es bewirkt die eigenartigsten Abstraktionen. Ich kann Klänge in bunte Bausteine verwandeln und sie nach Belieben verschieben, anordnen, transformieren und sogar auslöschen. Und letztendlich entsteht ein Kontinuum, bei dem nicht mehr nachzuvollziehen ist, welche Lücken sich in ihm verbergen. Bruchstücke aus den unterschiedlichsten zeitlichen und räumlichen Kontexten wurden zusammenmontiert und zu einem Ganzen verschmolzen. Wenn ich mir das Hörstück jetzt anhöre, kann ich sagen, dass es von dem Hin und Her zwischen Medium / Maschine und Mensch handelt, von dem Oszillieren oder der Frequenz, die beide miteinander verbindet. Es geht um das Gefühl der Entfremdung, welches entstehen kann, wenn man den Bezug zum Ursprung verliert, ein Gefühl, das ich selbst kennen lernte, während ich an ""Her und Hin"" arbeitete. Elektronische Medien ermöglichen eine zunehmende räumliche Distanz der Botschaft vom Körper des Boten. Speicher-, Synthese-, Montage- und Transformationsmöglichkeiten erweitern und verfeinern sich permanent. Das Her und Hin zwischen Mensch und Maschine verändert sich. Aber wie wirken sich diese Veränderungen auf uns aus? Überlassen wir zunehmend den Maschinen die Kontrolle über uns und unser Schaffen? Können die Maschinen einen Teil von uns ersetzen? Waren Künstler, bevor es elektronische Medien gab, mehr darauf angewiesen, aus dem Dialog mit sich selbst Kraft zu schöpfen und kreativ zu sein? Entfernen wir uns immer weiter von uns selbst, indem wir die Möglichkeiten nicht mehr in uns, sondern vielmehr in den Maschinen suchen? Kann die Abstraktion unserer ursprünglichen Impulse eine Entfremdung von uns selbst bewirken? All diese Fragen haben mich während meiner Arbeit an ""Her und Hin"" beschäftigt. Ich wollte und will sie jedoch nicht beantworten. Meine Absicht war es vielmehr, die Stimmung, das Wesen und den Klang einer Zwischenwelt einzufangen, in der ich mich lange befand. Ich habe nicht versucht, die Maschinen nur getrennt von mir zu begreifen. Ich habe vielmehr versucht, sie als einen Teil von mir und mich als ein Teil von ihnen zu verstehen.
Supervision:
Prof. David Larcher, Prof. Dr. Siegfried Zielinski, Prof. Anthony Moore
Authors: A production of the Academy of Media Arts Cologne.
Source:
Archiv Kunsthochschule für Medien Köln
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